Denkst du darüber nach, deine eigene Divestment-Kampagne zu starten? Das ist toll! Du kannst dir aussuchen, welche Institution deine Zielgruppe sein soll. Identifizierst du dich mit deiner Stadt, mit einer Kirchengemeinde oder mit deiner Universität? Bist du Anwalt*in, Arzt*in oder Journalist*in und zahlst du monatlich Beiträge in eine Rentenversicherung deines Berufsstandes? Arbeitest du in einer Gesundheitseinrichtung und möchtest, dass diese ihre Gelder in einer für die Menschen und den Planeten zuträglichen Art und Weise investiert? Hast du Verbindungen zu weiteren institutionellen Investor*innen und möchtest du, dass diese nicht in fossile Brennstoffe investieren?
Auf kommunaler Ebene werden Entscheidungen normalerweise im Stadtrat getroffen. Versuche, im Stadtrat Unterstützung zu finden, z. B. bei Vertreter*innen einer Regierungspartei und mach Divestment zu einem Thema, für das sich die Politiker*innen einsetzen wollen. Nimm Kontakt zur städtischen Finanzverwaltung auf, um mehr über Investitionsstrategien auf kommunaler Ebene zu erfahren. Und mach Divestment zur Chefsache, indem du den Bürgermeister bzw. die Bürgermeisterin für dich gewinnst.
Möchtest du, dass deine Uni nicht mehr in fossile Brennstoffe investiert? Schau dich um, es gibt eine Menge Leute, die dich unterstützen können: Studierendeninitiativen, die sich mit Wirtschaft und Nachhaltigkeit beschäftigen, der AStA sowie Studentische Vertreter*innen im Senat können dir helfen, mehr über Finanzstrukturen herauszufinden; vielleicht gibt es an deiner Uni sogar einen Umweltbeauftragten bzw. eine Umweltbeauftragte. Fang einfach an!
In Deutschland sind die evangelische und katholische Kirche äußerst mächtige Institutionen, wenn es um Fragen der Moral geht, und dementsprechend sollten sie ihren Standpunkt hinsichtlich Investitionen in fossile Brennstoffe ändern. Andere religiöse Institutionen in Deutschland sind ebenfalls bedeutsame Interessenvertreter.
Nach Ansicht vieler Mediziner*innen stellt der Klimawandel „die Herausforderung für das öffentliche Gesundheitswesen unserer Zeit” dar. Die British Medical Association und die Canadian Medical Association, die Ärztekammern Großbritanniens und Kanadas, haben sich bereits zum Divestment verpflichtet. Jetzt versuchen Berliner Ärzte und Ärztinnen, ihre Pensionskasse, die Berliner Ärzteversorgung, zu überzeugen, nicht mehr in fossile Brennstoffe zu investieren. Was kommt als Nächstes? Ärzt*innen in ganz Deutschland setzen sich dafür ein, dass sich die Versorgungswerke der Ärzteschaft in anderen Bundesländern ebenfalls zum Divestment entschließen. Die Bundesärztekammer wird ihre Investitionen aus Unternehmen der fossilen Energiegewinnung abziehen, wenn wir uns dafür einsetzen. Es gibt jede Menge zu tun.
Treuhandgesellschaften und Stiftungen, Wohlfahrtsverbände, Kultureinrichtungen und Museen und andere Organisationen verpflichten sich ebenfalls immer mehr zum Divestment. Divest Invest Europe, ein Zusammenschluss von Leiter*innen verschiedener philanthropischer Institutionen in Europa, setzt sich in diesem Bereich schwerpunktmäßig für Divestment ein. Wenn du weitere Institutionen kennst, die ebenfalls als Investoren tätig sind, dann frag einfach nach, wie dort die Gelder angelegt werden.
Es ist wichtig, dass du ein Team für deine Kampagne aufbaust, aber es ist in Ordnung, wenn du in kleinen Schritten damit anfängst. Bring Leute aus deinem Bekanntenkreis in Kontakt und frag bei Gruppen, die sich mit ähnlichen Themen beschäftigen, nach möglichen Interessenten.
Immer wieder sind Gruppentreffen frustrierend, wenig strukturiert und zielführend. Wir haben für euch einige Materialien zusammengestellt, damit ihr keine zähen und langweiligen Treffen mehr erleben müsst. Probiert es aus. Euer nächstes Treffen wird sicherlich effektiv und spaßig. Dann bleiben auch Neuankömmlinge gerne und langfristig dabei.