In der Divestmentkampagne geht es um viel. Es geht darum, der fossilen Brennstoffindustrie die soziale Akzeptanz zu entziehen. Weil das weitreichende (jedoch notwendige) Konsequenzen für unsere Gesellschaft hat und sich viele Menschen dem Wandel entgegenstellen, wird es viele Einwände geben, auf die ihr in eurer Kampagne Antworten finden müsst. Damit du gerüstet bist, findest du hier die Antworten zu den häufigsten Einwänden gegen Divestment:

Treuhänderische Verantwortung ist eine gesetzlich vorgeschriebene Pflicht, die das ausschließliche Handeln im Interesse einer dritten Partei festlegt. Ein Vermögensverwalter, der im Namen eines Investors finanzielle Entscheidungen trifft, handelt also im Einklang mit dessen Wünschen und Absichten. Dies bedeutet, dass es einem individuellen oder institutionellen Anleger freisteht, festzulegen, wie mit seinem Geld verfahren werden soll, z.B. es von fossilen Brennstoffen fernzuhalten.

Christiana Figueres, Generalsekretärin des Sekretariats der Klimarahmenkonvention der Vereinten Nationen, sprach von einer eklatanten Missachtung der treuhänderischen Verantwortung, wenn Banker es versäumen, zügig ihre Portfolios auf Nachhaltigkeit anzupassen. „Investitionsentscheidungen sollten eindeutige wissenschaftliche Erkenntnisse widerspiegeln und treuhänderische Verantwortung muss der generationenübergreifenden Realität Rechnung tragen: nämlich, dass ungebremster Klimawandel dazu in der Lage ist, die Leben, die Existenzgrundlage sowie die Ersparnisse vieler Menschen heute und in der Zukunft zu beeinträchtigen und zu zerstören.“

Großbritannien : Fondsmanager stehen in der Pflicht, langfristige Umwelt- sowie soziale Risiken in ihre Investitionen miteinzubeziehen. Bericht der UK Law Commission (2014)

Dann sollten Sie sich über einen Bankwechsel informieren.

Durch steigende Nachfrage an Portfolios frei von fossilen Brennstoffen werden Vermögensverwalter zwangsläufig diesen Bereich ausbauen und entsprechende Optionen entwickeln müssen.

Wer betreut diese Fonds? Sie haben das Recht, sich über die genaue Verwendung Ihrer Investitionen zu informieren. Falls fossile Brennstoffe im Spiel sind, können Sie Ihren Vermögensverwalter nach alternativen Optionen fragen.

Haben Sie bereits sichergestellt, dass Ihr Geld nicht in fossile Brennstoffe investiert wird? Solange Sie sich diesbezüglich nicht sicher sind, können Sie davon ausgehen, dass Ihre Anlagen leider sehr wohl in diesem Bereich verwendet werden.

Wenn Sie sich sicher sind, dass Ihre Institution keine fossilen Investitionen tätigt, laden wir Sie herzlich dazu ein sich dem Fossil Free Netzwerk anzuschließen. Dazu müssen Sie sich nur verpflichten auch in Zukunft keine solchen Investments zu tätigen. Dann werden Sie auf dieser Seite der Divestmenterfolge aufgeführt werden und als Vorbild für andere Institutionen in Ihrem Sektor dienen.

Formuliert die Frage anders: Verwalten Sie Gelder? Zum Beispiel über unselbständige Stiftungen (häufig bei Unis in Deutschland)
Falls ja, wo ist das Geld angelegt und über welche finanziellen Institutionen?

Impax, Aperio and Fossil Free Indexes: Sagen klar aus, dass Risiken/ Auswirkungen auf Renditen nicht signifikant sind.

Es ist wahr, dass die Konzerne der fossilen Industrie große Gewinne erwirtschaftet haben. Die Investitionen in diesen Bereich sind jedoch sehr riskant, wenn man die Kohlenstoffblase und die Gefahr von stranded assets berücksichtigt. Die Geschäftsmodelle der Kohle-, Öl- und Gaskonzerne gehen davon aus, fünf mal mehr CO2 in die Atmophäre auszustoßen, als unsere Zivilisation verkraften kann. Ihre derzeitigen Buchwerte sind dadurch viel höher als ihr tatsächlicher Wert.

Hinzu kommt, dass die Energiemärkte aufgrund von Katastrophen wie Exxon Valdez, dem BP Ölunfall sowie massiven Fluktuationen in Angebot und Nachfrage bei Kohle, Öl und Gas besonders instabil und somit riskant sind.

Die Berichte häufen sich, in denen bewiesen wird, dass Investitionen in saubere Energien, Effizienz und andere nachhaltige Technologien profitabler sein können als solche in fossile Brennstoffe (siehe Forbes, UK Studie, Australische Studie).

Letztendlich ist es Ihr Geld und es liegt in Ihrer Verantwortung, wie dieses Geld am besten investiert wird. Falls es in fossile Brennstoffe investiert wird, führen Sie das Prinzip der treuhänderischen Verantwortung an und stellen Sie sicher, dass Ihr Geld so angelegt wird, wie Sie es sich wünschen.

Kreieren Sie die Nachfrage für Investitionen außerhalb des fossilen Sektors, indem Sie diese einfordern.
Haben Sie Ihre Bank bereits kontaktiert, um herauszufinden, wo genau Ihre Gelder angelegt werden?
Verwendet Berichte, die beweisen, dass Partnerinstitute dieser Bank in fossile Projekte involviert sind.

Konzerne der fossilen Brennstoffe sind Teil des Global Compact. Dies bedeutet einen eindeutigen Interessenskonflikt.

Zweifelt die Prinzipien an (wie oben bereits erwähnt). Prinzipien, die den Klimawandel nicht berücksichtigen, können kaum auf einer ethischen Grundlage beruhen.

Erkennt die existierenden Bemühungen an. Beharrt weiterhin auf unseren Prinzipien und ermutigt sie zu weiterführenden Maßnahmen. Der Klimawandel bleibt als Problem bestehen. Er ist in vollem Gange und wird sich verschlimmern, wenn wir nicht handeln.

Verwendet die Argumente des finanziellen Risikos und verlorener Vermögenswerte

Dieses Thema betrifft Sie direkt. Der Klimawandel stellt eine ernste Gefahr für Ihre Vermögenswerte dar.

Das größte Risiko unserer Zeit ist der Klimawandel und seine Konsequenzen. Jede*r, der als Verantwortungsträger*n fungiert, muss diese Gefahr berücksichtigen.

Das Gegenteil ist der Fall (siehe Göteborg als Beispiel)

Siehe die offiziellen Unterstützer*innen der Kampagne.

Erkundigt Euch im Detail nach deren Engagement und den Resultaten.

80% der Kohlenstoffreserven müssen im Erdboden bleiben, unabhängig von den Fortschritten der Aktionäre: das gesamte Geschäftsmodells des fossilen Unternehmens ist das Problem.

Wenn Sie bereits aus anderen Industrien deinvestiert haben (z.B. die Church of England), erkundigt Euch, warum bei der Tabak- oder der Waffenindustrie Ausnahmen gemacht wurden.

Zeigt, dass ein Land auch ohne fossile Brennstoffe auskommen kann. (Zero Carbon Britain Bericht)

Shareholder-Aktivismus kann ein effektives Werkzeug für bescheidene Reformen innerhalb eines Unternehmens sein. Im Verlauf des vergangenen Jahrzehnts ließen sich Bemühungen beobachten, die die fossile Brennstoffindustrie zu einem Umdenken bewegen wollten. Hier gab es einige begrenzte Erfolge. Fakt ist jedoch, dass das Kernproblem innerhalb dieser Industrien nicht in den Fokus gebracht werden konnte: die gewaltigen Mengen CO2, die die betreffenden Konzerne weiterhin fördern und in die Atmosphäre ausstoßen wollen, ohne irgendeinen Preis dafür zu bezahlen. Sich für klimaschonende Übereinkünfte zu entscheiden ist eine gute Sache, wird jedoch das Grundproblem nicht lösen.

Studie: „Die Ergebnisse der Untersuchung zeigen, dass ein Konzern eher bereit ist, Daten über seine Treibhausgasemissionen öffentlich zu machen, wenn dies unter Druck der Regierung, von NGOs und der Öffentlichkeit geschieht. Eigenkapital- und Darlehensgeber beeinflussen die Unternehmen jedoch kaum in ihren Entscheidungen.“ – Richtlinien für Verantwortungsvolles Investieren – RI Quarterly (erster Artikel)

Erkennt an, was bereits versucht wird, ermutigt zu weiterführenden Schritten.

Falls wir ihn ignorieren sollten, wird der Klimawandel verheerende Folgen für die finanziellen und materiellen Lebensgrundlagen aller Menschen haben.

Weist auf die genauen Forderungen hin: Sie haben 5 Jahre, um vollständig zu deinvestieren.

Radikal sind die Führungskräfte der Kohle-, Öl- und Gaskonzerne, nicht diejenigen, die sich für Divestment einsetzen.

Der Anstieg des weltweiten Energiebedarfs ist nicht automatisch gleichzusetzen mit einer Forderung nach mehr fossilen Brennstoffen. Das ‚Zwei-Grad-Szenario‘ der Internationalen Energieagentur (IEA) projiziert eine zukünftige Nachfrage nach Öl, die ungefähr die Hälfte der heutigen Produktion entspricht.

Auch wenn die CCS-Technologie (CO2-Abscheidung und -speicherung) in einem Best-Case-Szenario eingesetzt werden würde (ca. 3.800 CCS-Projekte, die bis 2050 realisiert werden), ließe sich eine Reduktion der Emissionen erst nach 2030 feststellen. Das Kohlenstoffbudget würde lediglich um 12-14% (125 Gt.) erweitert und der Effekt wäre dementsprechend gering. (siehe Unburnable carbon 2013)

Die fossile Industrie hat deutlich gemacht, dass sie nicht die Absichten hat, ihr Geschäftsmodell in irgendeiner Art und Weise zu überdenken. Weiterhin gibt sie jährlich Millionen dafür aus, noch mehr Kohlenstoffreserven zu finden und zu erschließen, Fehlinformationen über den Klimawandel zu verbreiten und jeglichen politischen Fortschritt sowie die Energiewende zu blockieren. Unabhängig davon, ob andere von diesen Aktien profitieren werden oder nicht: solange Sie in Unternehmen der fossilen Industrie investiert, begünstigen Sie die fortwährende Zerstörung unseres Klimas. Sie sollten deinvestieren, da es in moralischer Hinsicht den einzig richtigen Weg darstellt und darüber hinaus ein wichtiges Signal aussendet, welches langfristig die gesellschaftliche Akzeptanz für die fossile Brennstoffindustrie beenden wird.

Divestment hat als Taktik in der Vergangenheit mehrere Erfolge verbuchen können. Sie war einer der Schlüssel für den Kollaps des Apartheidregimes in Südafrika.

Siehe auch: ‚Divestment ist zu radikal, wir bevorzugen Einflussnahme durch Aktionäre bzw. Shareholder Aktivismus.‘

Während wir zwar anerkennen, dass Erdgas kurzfristig eine Rolle als Übergangskraftstoff übernehmen wird, weisen wir darauf hin, dass diese Funktion zeitlich sehr begrenzt bleiben muss, um den Klimawandel nicht zusätzlich anzukurbeln. Eine ‚Business-as-usual‘-Förderung von Erdgas würde zu einem steilen Anstieg im Gaskonsum sowie einem Ausbau gefährlicher Fracking-Methoden führen. Es reicht definitiv nicht aus, Öl und Kohle mit Gas zu ersetzen, um innerhalb des 2°C Kohlenstoffbudgets zu bleiben. Erdgas stellt weiterhin einen signifikanten Faktor für den rapiden Anstieg von CO2 in der Atomosphäre dar.

Shell hat behauptet, ihre Vermögenswerte seien nicht in Gefahr. Eine detaillierte Analyse der Carbon Tracker Intiative hat die Argumente des Konzerns jedoch bereits entkräftet und herausgefunden, dass diese zudem irreführend und realitätsfern sind. (Details unter http://www.carbontracker.org/shell-response/)

Durch die Behauptung, fossile Brennstoffreserven liefen nicht Gefahr, sich in verlorene Vermögenswerte zu verwandeln, ignorieren fossile Konzerne die 2°C-Grenze, welches eingehalten werden muss, um einen ungebremsten Klimawandel zu verhindern. Die aktuell bekannten Kohlenstoffreserven dieser Industrien betragen das Fünffache der CO2-Menge, die wir uns noch erlauben können, zu verbrennen, um im Rahmen einer 2°C-Erwärmung zu bleiben. Das Verbrennen der fünffachen Menge würde den Planeten jedoch in eine 6-8°C wärmere Zukunft katapultieren und dieses erschreckende Szenario wird die Welt einfach nicht akzeptieren können. Anstelle einer Aufgabe der 2°C-Grenze und einem Festhalten am ‚Business-as-usual‘ sollten die fossile Konzerne ernsthaft darüber nachdenken, wie sie ihre Geschäftsmodelle einer bevorstehenden Energiewende anpassen können.

Neben der Klimagesetzgebung gibt es weitere Faktoren, die zu verlorenen Vermögenswerten führen können wie z.B. sinkende Kosten im Sektor der erneuerbaren Energien, ökologische Herausforderungen, der Wandel in der Ressourcenlandschaft, bei sozialen Normen und unserem Konsumverhalten, darüber hinaus das Risiko von Rechtsstreitigkeiten sowie veränderte Gesetzesauslegungen.

Sollten die realen Risiken verlorener Vermögenswerte weiterhin von der fossilen Industrie ignoriert werden, könnte dies ein klares Signal an Investoren senden, Geldanlagen von diesen Konzernen zurückzuziehen. Es wird immer deutlicher, dass diese Industrie durch ihre Spekulationen eine vollständige Zerstörung des globalen Klimas in Kauf nimmt.

Sicherungsgeschäfte (hedging) im Bereich der fossilen Brennstoffe sind wie eine gewonnene Wette mit einem Mitpassagier auf der Titanic. Die wenigen Extra-Euros in der Tasche werden nicht mehr allzu nützlich sein, während Sie mit dem Schiff untergehen. Es würde mehr Sinn machen, Ihre kostbare verbleibende Zeit dazu zu verwenden, das Schiff entweder vor dem Sinken zu bewahren oder in Rettungsboote zu investieren. In unserem Fall bedeutet dies natürlich, durch Divestment effektiv Druck auf die fossile Industrie auszuüben und finanzielle Mittel stattdessen in Lösungen für das Klimaproblem zu investieren. Wir sollten den Planeten verteidigen und aufhören, Wetten auf seine Zerstörung abzuschließen.

Das finanzielle Risiko verlorener Vermögenswerte resultiert u.a. aus globalen Klimagesetzgebungen, die CO2-Emissionen begrenzen wollen. Alle großen Ölkonzerne wären somit durch diese Gesetze bereits überbewertet und jegliche zusätzlichen Investitionen könnten sich als verschwendetes Kapital herausstellen. Hinzukommen weitere Faktoren wie z.B. bedeutende Fortschritte im Bereich der erneuerbaren Energien, Effizienz, Luft- und Wasserverschmutzung sowie soziale Faktoren (z.B. Divestment), die es sehr unwahrscheinlich machen, dass in der Zukunft Ölreserven mit großen Profiten erschlossen werden können.

Die einzige Möglichkeit, der Klimakrise entgegenzutreten besteht darin, Erdöl, Erdgas und Kohle anzugehen. Die großen Ölkonzerne wehren sich immer wieder gegen Fortschritt, Konsens und Veränderung.

Auch wenn wir uns in der gefährlichen Annahme, die Kohlenstoffblase sei stabil, dazu entscheiden, untätig zu bleiben, müssen wir uns trotzdem weiterhin mit den horrenden finanziellen und menschlichen Kosten des Klimawandels auseinandersetzen. Es ist klar, dass die Kosten der Untätigkeit weitaus größer sein werden als die des Handelns. Wenn wir die verheerenden Auswirkungen und die daran gekoppelten Kosten vermeiden wollen, müssen wir aktiv dafür sorgen, dass 80% der bekannten fossilen Brennstoffreserven im Boden bleiben.

Key Messages

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