Erste deutsche Stiftungsuniversität bringt Divestment auf den Weg
Göttingen, den 17. Juli 2018 – Pressemitteilung
Göttingen, den 17. Juli 2018 – Auf Initiative der Klimaschutzgruppe Fossil Free Göttingen hin, hat der Stiftungsausschuss der Georg-August-Universität jetzt beschlossen, sich als erste deutsche Stiftungsuniversität, von dem klimaschädlichen Kohle-, Öl- und Gassektor abzuwenden. Während in Berlin die Kohle-Kommission ihre Arbeit aufnimmt, setzt die Universität damit ein deutliches Zeichen gegen klimaschädliche Industrien und für nachhaltige Energien.
In Folge des neuesten Beschlusses des Stiftungsausschuss Universität werden die Finanzanlagen der Göttinger Universitätsstiftung (ohne Universitätsmedizin) nun an Nachhaltigkeits-Kriterien ausgerichtet. Das heißt für das Liquiditäts- und Vermögensmanagement der Universität im Umfang von aktuell rund 191 Millionen Euro werden klare Regeln gelten: In Unternehemen der Kohle-, Öl- und Gasindustrie darf nicht mehr investiert werden.
Damit distanziert sich die Universität deutlich von Energiesektoren, die den Klimawandel weiter anheizen. Ausgeschlossen werden beispielsweise Shell und RWE als Unternehmen des fossilen Sektors.
„Der Divestment-Beschluss der Universität Göttingen zeigt, dass es in Zeiten der Klimakrise nicht mehr tragbar ist, in klimaschädliche Unternehmen zu investieren.”, so Mira Jäger, Sprecherin von Fossil Free Göttingen. “Wir begrüßen, dass die Universität ihre gesellschaftliche Verantwortung für soziale und ökologische Nachhaltigkeit wahrnimmt und der Forderung von Studierenden und Aktivist_innen folgt, die sich für diesen Wandel ausgesprochen haben“, so Jäger weiter.
„Gemäß unseres Wahlspruchs „IN PUBLICA COMMODA – ZUM WOHLE ALLER“ tragen wir nicht nur Verantwortung für die Erkenntnisse der Wissenschaft, sondern auch dafür, wie diese Erkenntnisse die Gesellschaft beeinflussen und leiten können“, so Universitätspräsidentin Prof. Dr. Ulrike Beisiegel. „In diesem Sinne übernehmen wir auch bei unseren Investments eine gesellschaftliche Verantwortung und wählen diese nicht allein nach wirtschaftlichen Aspekten, sondern insbesondere auch nach sozial, ethisch und ökologisch vertretbaren Kriterien aus.“
Die Göttinger Universität übernimmt so Seite and Seite mit der Uni Münster, die als erste deutsche Hochschule im März Divestment beschlossen hatte, eine Vorreiterrolle in Deutschland. In Großbritannien haben Studierende bereits ein Drittel aller Universitäten des Landes dazu bewegt, Investitionen in Kohle, Öl und Gas zurückzufahren.
Auch weitere ethische Aspekte finden in den neuen Anlagerichtlinien Berücksichtigung, so sind durch die Nachhaltigkeits-Kriterien auch etwa Investitionen in Unternehmen ausgeschlossen, die zum Beispiel wegen Kinder- oder Zwangsarbeit, die ILO-Kernarbeitsnorm nicht einhalten.
Fossil Free Göttingen ist Teil eines globalen Netzwerkes von Divestment-Initiativen. Die Bewegung feierte mittlerweile eine Reihe milliardenschwerer Erfolge; weltweit haben über 800 Institutionen wie Kirchen, Städte und Bildungseinrichtungen ihre Anlagen aus dem klimaschädlichen Geschäft entzogen.
An einem internationalen Aktionstag am 8. September 2018 werden Fossil Free-Gruppen weltweit unter dem Titel Rise For Climate für schnelles Handeln gegen klimazerstörenden fossile Energien mobilisieren.
Die fossile Energien-Industrie steht dringend notwendigen Klimaschutzmaßnahmen seit Jahrzehnten im Weg. Die Idee hinter Divestment ist deshalb, den Konzernen die gesellschaftliche Legitimation zu nehmen und so Raum für klimapolitisches Handeln zu schaffen.
Fossil Free Göttingen hatte 2017 bereits erfolgreich auf das Divestment des Pensionsfonds der Stadt Göttingen hingearbeitet.
Kontakt:
Fossil Free Göttingen: Luisa Neubauer (Presse und Kommunikation)
Tel: +49 17649275525
Mail: fossilfreegoettingen@riseup.net
Für Fossil Free Deutschland: Tine Langkamp (Divestment-Kampaignerin)
Tel: +4915170169509
Mail: tine@350.org
Bildmaterial Fossil Free Göttingen:
Flickr Account von Fossil Free Göttingen
Credit: Fossil Free Göttingen
Anlagegrundsätze der Uni Göttingen: