Original veröffentlicht auf guerillayoga.eu

Am Wochenende um den 15. August hieß es Ende Gelände im rheinischen Braunkohle Revier. Nach reiflicher Überlegung zu Hause, habe ich mich dem friedlichen Protest am Samstag angeschlossen. Auf Grund der Schwangerschaft war ich im Vorfeld leider nicht bei dem knapp einwöchigen Klimacamp und auch nicht bei der unmittelbaren Aktion in der Grube dabei, sondern habe tatkräftig die Kohleausstiegs-Demo am Samstag in und um das bald nicht mehr existierende Dorf Immerrath unterstützt.

fight

Durch einige Treffen vom Fossil Free Netzwerk mit den Mitgliedern von Ende Gelände war mir die Gefahr, in die sich die Aktivist*innen begeben, bekannt. Ich ziehe meinen Hut vor Ihnen. Es ist noch mal eine ganz andere Hausnummer, sich überzeugend für den Umweltschutz einzusetzen, trotz des Wissens  über rechtliche Konsequenzen.

Ziel der Aktion war es den Kohleabbau zumindest für ein paar Stunden zu stoppen. Und dies ist durch die Blockade von einigen Baggern gelungen. Somit machten die 800 Aktivist*innen auf einen der größten Umweltzerstörer direkt bei uns vor der Haustür aufmerksam.

Doch in den von RWE mitfinanzierten Blättchen liest man, dass Polizeibeamte verletzt wurden,….. blöd nur, dass Sie sich mit dem eigenen Pfefferspray verletzt haben,… ohne Worte.

Auch ich habe mich am Samstag wie jemand gefühlt, der etwas unrechtes tut,… dabei gilt in Deutschland das Demonstrationsecht,…. Im „Recht“ habe ich mich aber definitiv nicht gefühlt. Einige Straßen wurden durch die Polizist*innen gesperrt, auf de Nachfrage, warum uns der Zugang zum Grubenrand verwehrt blieb, war lediglich, dass die Beamten von Ihrem Zugführer die Anweisung bekommen haben, keine Leute ohne triftigen Grund durchzulassen. Nun ja, der Grund aus persönlichen Gründen zur Grube zu wollen, scheint denen nicht triftig genug gewesen zu sein. So standen wir dann im strömenden Regen unter einer Autobahnunterführung, ca. 500 Meter entfernt von der Grunde, wo die Aktivist*innen gerade eingekesselt wurden. Über uns kreisten sehr niedrig Polizeihubschrauber mit einer wahnsinnigen Größe, die ich noch nie zuvor gesehen habe.

EnttEnde_Gelände_Neugebauer-45-400x400äuscht gingen wir dann zurück ins Dorf um auf den Start der Demo zu warten. Ich kann nur immer wieder sagen, dass Immerrath einen Besucht wert ist, diese durch RWE produzierte Gespensterstatt mit mittlerweile weniger als 40 Einwohnern, die hartnäckig Ihr Eigentum verteidigen, bricht einem wirklich das Herz. Diese Menschen müssen wegen eines gierigen, und profitgeilen Unternehmens Ihre alte, gewohnte Heimat aufgeben und in ein komplett neuerrichtetes Dorf umziehen, ob Sie wollen oder nicht, da kennt RWE nichts. Enteignungen sind dort an der Tagesordnung! Entweder du nimmst das, was die angeboten wird, oder du bekommst nichts.

Daher ist es umso wichtiger, dass die Bevölkerung darüber informiert ist, was da wirklich passiert. Und dass der aktuelle Oberbürgermeister Herr Paß, nicht nur im Aufsichtsrat von RWE sitzt (!) sondern die Stadt Essen auch noch 18,3 Millionen RWE Aktien hält.

Während der Demo genossen wir einen unglaublichen Polizeischutz. Sowas habe ich wirklich noch nie erlebt, Polizisten zu Pferd und auch zu Fuß. Die Route wurde durch die Polizei ebenfalls kurzfristig vor Ort noch verändert, der Blick in das unglaublich riesige Baggerloch wurde uns verwehrt, so liefen wir an einem Feldweg entlang ein paar Meter im Regen hinter dem Protestwagen hinterher, und sangen Friedenslieder.

Heather Milton-Leightening Sprecherin der Anti-Teersandbewegung aus Canada erläuterte kurz deren aktuelle Problematik in Canada,…. Eine Fläche so groß wie England wird dort komplett auf den Kopf gestellt um an die Teersande zu kommen um „günstiges“ Öl zu produzieren. Welch ein Aufwand nötig ist, um an dieses dreckige Öl zu kommen ist echt unvorstellbar.

Nach der Zwischenkundgebung ging es dann wieder mit Polizeieskorte zurück nach Immerrath und dann heimwärts. Auf dem Rückweg hat uns eine Kölnerin mit Ihrem Privatauto zum Bahnhof gebracht, da wir leider den Linienbus verpasst hatten. Sie war von unserem Engagement begeistert. Allerdings fuhr Sie nicht den direkten Weg zum Bahnhof in Erkelenz. Wir kamen noch in den Genuss einer privaten Tour durch Dörfer, die als nächstes abgebaggert werden.

Alles in allem ein echt interessanter und aufwühlender Samstag.

Wer gern weitere Infos zu dem Thema haben möchte kann gern unter der Facebookseite von Fossil Free mal nach Aktivitäten in der Essener Umgebung suchen.

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