Viele von uns sind verständlicherweise vor allem mit dem Corona-Virus und seinen unmittelbaren Auswirkungen auf unser Leben beschäftigt. Gleichzeitig sollten wir nicht vergessen, dass die Klimakrise immer noch da ist und die Pläne für neue klimazerstörende fossile Infrastruktur trotzdem schnell voranschreiten.

Dafür ist das beste Beispiel das Steinkohlekraftwerk Datteln 4. Dieses soll noch in diesem Jahr ans Netz gehen und noch bis 2038 das Klima aufheizen. Eine Schlüsselrolle kommt dabei dem finnischen Staatskonzern Fortum zu. Datteln 4 gehört dem Unternehmen Uniper. Fortum wiederum könnte noch in einen Großteil der Aktien von Fortum besitzen. Damit ist Fortum für die Geschäfte von Uniper und den Betrieb von Datteln 4 direkt verantwortlich.

Zwar wurde die Generalversammlung von Fortum heute abgesagt, aber dennoch soll das skandalöse Kraftwerk Datteln 4 ab diesem Frühjahr ans Netz gehen 

Bild: Protest gegen Datteln 4 im Februar

Interessant ist, dass Unipers Geschäftsmodell insgesamt nicht recht zu dem grünen Image des finnischen Staatskonzern Fortum passen mag. Fortum schmückt sich mit dem Slogan “Join the change for a greener world” und gehört mehr als zur Hälfte dem finnischen Staat. Finnland hat sich mit dem Pariser Klimaabkommen verpflichtet, Treibhausgasemissionen so zu reduzieren, dass die Erderwärmung unter 1,5 °C bleibt. Uniper hingegen baut nicht nur Datteln 4, sondern investiert auch massiv in andere neue fossile Megaprojekte. Dabei ist dreckiges Erdgas das Hauptgeschäftsmodell von Uniper. Mehr als die Hälfte der bereits installierten Energiekapazität von Uniper basiert darauf.

So ist Uniper beteiligt am Südlichen Gaskorridor, einer Mega-Pipeline, die mit über 3,500 Kilometern Länge besonders dem diktatorischen Regime in Azerbaijan in die Hände spielt. Außerdem hat Uniper Nord Stream 2 mitfinanziert, ein weiteres riesiges Pipeline-Projekt von Russland nach Deutschland, das besonders von anliegenden Staaten wie Polen kritisiert und vom Deutschen Institut für Wirtschaft als vollkommen unnötig bewertet wird.

Aber das reicht dem Konzern nicht. Die Gasinfrastruktur soll jetzt noch massiv ausgebaut werden. In Deutschland ist das einerseits ein LNG (also Flüssiggas)-Terminal an der deutschen Nordseeküste in Wilhelmshaven. Flüssiggas ist stark herunter gekühltes Gas, das auf Schiffen durch die Welt transportiert werden kann. Damit könnte dann auch Fracking-Gas zum Beispiel aus Nordamerika nach Deutschland importiert werden.

Damit das schneller und einfacher geht, hat Uniper auch Pläne auf der anderen Seite des Atlantiks. Im kanadischen Goldboro investiert Uniper in den Bau eines LNG-Exportterminals. Und hat einen Abnahmevertrag für dieses Gas über 20 Jahre geschlossen.

Das bedeutet, dass durch diese Strukturen noch über Jahrzehnte fossiles Gas gefördert und verbrannt wird. Uniper und auch Fortum erzählen indies die Geschichte vom Gas als Brückentechnologie – wenn die Ära der Kohle endet, soll einfach Gas den Platz der Kohle einnehmen. Aber Gas ist kein Teil der Lösung. Gas ist Teil des Problems. Denn Gas ist ein fossiler Brennstoff. Daher entstehen bei der Verbrennung riesige Mengen an CO2. Zusätzlich hat Erdgas noch ein weiteres Problem: Es besteht zu über 90 % aus dem starken Treibhausgas Methan. Dieses entweicht entlang der ganzen Produktionskette. Methan ist aber auf 20 Jahre gerechnet mehr als 80 mal so klimaschädlich wie Kohlenstoffdioxid. Das ist besonders problematisch, wenn wir auf Kipppunkte im Klimasystem schauen.

Klimawissenschaftler*innen gehen davon aus, dass es noch möglich ist, die globale Erwärmung unter dem kritischen Wert von 1,5° C zu halten, wenn der Ausbau neuer Infrastruktur für ALLE fossile Brennstoffe sofort gestoppt und jetzt der Ausstieg aus Kohle, Öl und Erdgas eingeleitet wird.

Aber all die Projekte, die Uniper betreibt und in diesem Moment plant, werden noch über Jahrzehnte die Treibhausgase Methan und CO2 in die Atmosphäre blasen. Das ist absolut damit nicht vereinbar mit der Begrenzung der Erderhitzung auf gerechte 1,5° C. Im Gegenteil: Unipers Geschäftsmodell feuert massiv die Klimakrise an. 

Das Kohlekraftwerk Datteln 4 ist die Spitze des Eisbergs des klimaschädlichen und auf fossilem Gas basierenden Geschäftsmodells von Uniper. Fortum und somit die finnische Regierung wird bald mehr als die Hälfte der Aktien von Uniper besitzen und kann somit Unipers Vorhaben stark beeinflussen. Die finnische Regierung hat das Pariser Klimaabkommen unterzeichnet. Sie muss daher ihrer Verantwortung nachkommen für eine höchstens 1,5 ° C wärmere Welt zu sorgen. Daher muss sie sich sofort gegen den Bau neuer Gasinfrastruktur aussprechen.

Auch wenn die Generalversammlung stattgefunden hätte, ist diese Kehrtwende nicht zu erwarten. Weder Fortum noch die finnische Regierung haben bisher ihre Verantwortung wahrgenommen sich gegen den Bau von Datteln 4 und Unipers massiven Ausbau der Gasinfrastruktur zu positionieren.

Teilt diesen Blog und kämpft in den nächsten Monaten mit uns weiter, um den Druck auf Fortum und Uniper zu erhöhen, damit sie weder Datteln 4 ans Netz bringen, noch das Klima mit Gas zerstören können. Die Klimagerechtigkeitsbewegung wird keine Ruhe geben. In Zeiten von Corona organisieren wir uns online und sobald wir wieder dafür auf die Straßen gehen können, werden wir es auch tun!

#StopDatteln4 und die LNG Terminals in Wilhelmshaven und Goldboro ebenso!

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