170504-award4Heute hat die Gruppe Fossil Free Berlin, der EKBO (Evangelische Landeskirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz) einen Positiv-Divestment-Award verliehen. Denn seit Januar 2017 schließt die Landeskirche Unternehmen aus ihren Investitionen aus, die „Atomenergie produzieren oder die in ihrer Wertschöpfungskette Umsatzanteile von mehr als 30 % aus den fossilen Brennstoffen Kohle, Erdöl und Erdgas generieren”. Sie ist „nicht mehr gleichgültig, wo und für was ihr Geld investiert wird“ und bezieht sozialverträgliche, ökologische und generationengerechte Kriterien mit ein.

Die EKBO handelt als Vorbild für den Klimaschutz. Das ist ein positives Signal für die rund eine Million Kirchenmitglieder und andere religiöse Gemeinschaften in Europa. Wir zeichnen die EKBO deshalb als Klimafinanz-Vorreiterin mit dem #BerlinDivestmentAward aus. Wir hoffen, dass die EKBO sehr bald auch Investitionen in Öl und Gas ausschließt, um die Schöpfung vor Klimachaos zu bewahren. #DivestTheRest

Nicht nur in der EKBO bewegt sich etwas – die Evangelische Kirche wird Divestment-Vorreiter

Nachdem im November 2016 die Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) durch einen Beschluss sowohl die EKD als auch alle ihre Kirchengemeinden bat, ihr Anlagekapital nach und nach aus der Kohle-, Öl- und Gasunternehmen abzuziehen,” reagieren nun die ersten Landeskirchen und setzten den Beschluss praktisch um.

Zusammen mit der Entscheidung der EKBO ist das ein bedeutender und wegweisender Schritt für sowohl katholische als auch evangelische Kircheninvestoren. Die EKBO ist damit die zweite Landeskirche in Deutschland, die Gelder aus der klimaschädlichen Kohle-, Öl- und Gasindustrie abzieht. Die Evangelische Landeskirche Hessen-Nassau ist bereits im November 2015 diesen Schritt gegangen und gehört damit zu den Vorreitern in Deutschland.

Der Arbeitskreis kirchliche Investments (AKI) der EKD hat erst am 20. März 2017 eine Ergänzung ihrer Anlageempfehlung beschlossen. Fast vier Jahre hat der AKI auf sich warten lassen. Denn bereits 2013 ist die Fossil Free Bewegung auf den AKI zugegangen, um Kohle-, Öl- und Gasunternehmen aus der Empfehlung auszuschließen. Das Warten hat sich gelohnt. Denn nun werden auch Sektoren in Betracht gezogen, die Öl und Kohle weiterverarbeiten, insbesondere die Zement- und die Stahlindustrie. Die umfassende Klimastrategie ist eine hilfreiche Anleitung für Landeskirchen und Gemeinden und ein weiterer Schritt in Richtung klimafreundlicher Kirche.

Das Thema klimafreundliche Geldanlage ist endlich in den Kirchen angekommen. Das Bewusstsein, dass Geldanlagen für oder gegen die Bewahrung der Schöpfung arbeiten können, ist geschärft.  Auch die katholische Kirche setzt sich intensiv mit dem Thema auseinander. Erst Anfang März fand eine diskussionsreiche Veranstaltung zum Thema ethisch-nachhaltig investieren für Finanzverantwortliche in der katholischen Kirche statt.

Die Teilnehmenden und Finanzverantwortlichen waren sich einig: Alle finanziellen und moralischen Gründe sprechen für einen Abzug von Investitionen auf Kohle, Öl und Gas. Bisher fehlt es nur am Handeln. Die katastrophalen Auswirkungen der Klimakrise erlauben keine Zeit für Trägheit und mangelnde Ambitionen.

Dennoch, die Divestment-Bemühungen in den Kirchen und kirchennahen Institutionen nehmen zu. Und das ist wichtig. Denn immer noch sind Kirchen wichtige moralische Pfeiler für unsere Gesellschaft. Sie erreichen mitunter Menschen, die sich nicht als Teil der Umwelt- und Klimabewegung verstehen und erweitern somit unsere Basis.
Nun ist es an der Zeit, dass auch die katholische Kirche Beschlüsse fasst, klimaschädliche Investments zu stoppen. Eine spannende Recherche von Correctiv führte dazu, dass das Team aus investigativen Journalisten, das Bistum Köln auf Auskunft zu ihren Geldanlagen verklagt. Sollte Correctiv Erfolg haben und das Bistum Köln, seine Finanzanlagen komplett offenlegen müssen, wird das ein Präzedenzfall sein und auch andere Kirchen zu Transparenz zwingen. Dies könnte eine neue Welle von Divestment-Kampagnen auslösen, die es nicht dabei belassen wollen, dass die Kirche in Klimakiller investiert.

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