April 11, 2014

Weltklimarat betont Notwendigkeit für drastische Verlagerung von Investitionen von fossilen zu erneuerbaren Energieträgern

Berlin, Deutschland — Der anstehende Bericht des Weltklimarats (IPCC), der am Sonntag veröffentlicht wird, wird die Argumente für Divestment aus fossilen Brennstoffen und eine vollständige Umstellung auf erneuerbare Energien weiter untermauern, so die internationale Klimakampagne 350.org.

„Der letzte Bericht des Weltklimarats bestärkte den Zusammenhang zwischen extremen Wetterereignissen und Klimawandel. Die Entwürfe des neusten Berichtes gehen einen Schritt weiter und verbinden Klimawandel direkt mit der fossilen Brennstoffindustrie“, sagte Jamie Henn, Direktor für Strategie und Kommunikation bei 350.org. „Dieser Bericht macht deutlich, dass nationalen Regierungen aufhören müssen, fossile Brennstoffe zu fördern, um das vereinbarte 2°C Ziel einzuhalten. Das bedeutet, dass kohlenstoffintensive Infrastrukturprojekte wie die Keystone XL Pipeline beendet werden müssen und Investitionen aus der fossilen Brennstoffindustrie abgezogen und in klimafreundliche Lösungen gelenkt werden müssen.“

Laut Entwürfen, die dem Guardian, Reuters und anderen Nachrichtenagenturen vorliegen, verdeutlicht der neueste Bericht des Weltklimarats die Notwendigkeit Treibhausgasemissionen rapide zu reduzieren. Dies würde bedeuten, den Löwenanteil der bekannten Reserven fossiler Brennstoffe nicht zu fördern. Darüber heißt es in dem vorläufigen Bericht, dass Investitionen in fossile Brennstoffe jährlich um 30 Milliarden US Dollar verringert werden müssten, während die Ausgaben für erneuerbare Energien auf 147 Milliarden US Dollar steigen sollten, um das 2°C Ziel einzuhalten.

Tim Ratcliffe, 350.org’s Koordinator für Divestment in Europa sagte: „Investoren haben jetzt wissenschaftliche Belege dafür, dass jeder, der sein Geld in fossile Brennstoffe anlegt, sich der Zerstörung unserer Zukunft mitschuldig macht. Wir wissen, dass 80% der Reserven unter der Erde bleiben müssen, wenn eine Klimakatastrophe verhindert werden soll. Die fossile Brennstoffindustrie gibt jedoch jährlich Milliarden aus, um neue Reserven ausfindig zu machen, falsche Informationen über Klimawandel zu streuen, politischen Fortschritt zu korrumpieren und saubere Energielösungen zu verhindern. So hat zum Beispiel Exxon Mobil kürzlich erklärt, sämtliche Kohlenstoffreserven in seinem Besitz und auf die es Zugriff bekommen kann, auch zu verheizen.“

„Wir haben die Lösungen, um von fossilen Brennstoffen auf erneuerbaren Energien umzustellen. Aber wir müssen aufhören, Geld in eine skrupellose Industrie zu pumpen, die dazu entschlossen ist, ihre Profite um jeden Preis zu maximieren. Wir müssen jetzt in saubere Energien investieren“, fügte Ratcliffe hinzu.

Diese Lösungen sollten nicht auf Geo-Engineering, Atomenergie und andere „falsche Lösungen“ bauen, die arme und wehrlose Bevölkerungsgruppen treffen. Saubere, gerechte und erneuerbare Energiequellen sind  bereits so gut zugänglich und verfügbar, dass Diskussionen über letzte technologische Rettungsversuche eine gefährliche Ablenkung sind.

Die Divestment-Kampagne von 350.org drängt öffentliche Institutionen dazu, jegliche direkte und indirekte Investitionen in fossile Brennstoffe abzubauen. Die Bewegung hat sich auf über 500 Universitäten, Städte, Staaten und religiöse Institutionen in den USA, Australien, Kanada und Europa ausgebreitet. Dutzende von Institutionen haben sich bereits verpflichtet, ihre Vermögen aus Kohle, Öl und Gas abzuziehen.

Die Kampagne hat bereits eine breite Diskussion zum Ausstieg aus Anlagen in fossile Brennstoffe und hin zu Investitionen in erneuerbare Energien angestoßen. Der Präsident der Weltbank Jim Yong Kim, US-Präsident Obama, Erzbischof Desmond Tutu und andere einflussreiche Köpfe haben Institutionen bereits dazu aufgerufen, ihre Geschäftspraktiken zu ändern. Anfang des Jahres haben 70 globale Investoren, die zusammen über 3 Billionen US-Dollar an Kapitalanlagen verwalten, Erdöl-, Erdgas- und Kohleunternehmen aufgefordert, die Risiken, die der Klimawandel für ihr Geschäftsmodell birgt, systematisch abzuschätzen.

Zuletzt haben medizinische Einrichtungen, die besorgt auf die gesundheitlichen Auswirkungen des Klimawandels blicken, ihre Stimme dem Ruf nach Divestment zugefügt. Professor und Direktor des Institute for Human Health and Performance am University College London Hugh Montgomery sagte, „Beim Klimwandel geht es nicht nur um Eisbären und Laubfrösche. Es geht um menschliche Gesundheit und menschliches Überleben. Ärzte auf der ganzen Welt, darunter der Präsident der Weltbank, haben zu Divestment von fossilen Brennstoffen und Reinvestitionen in erneuerbare und kohlenstoffarme Energiemärkte aufgerufen.“

„Solche Handlungen sind wichtig für alle, denen menschliches Leiden am Herzen liegt, und die nicht dazu beitragen wollen“, fügte Professor Montgomery hinzu.

Eine aktuelle Studie der Universität Oxford kam zu dem Schluss, dass die Divestment-Bewegung zum Rückzug aus den fossilen Brennstoffen schneller wächst als jede Divestment-Kampagne vor ihr und, dass „das Ergebnis des Stigmatisierungsprozess, den die Kampagne jetzt angestoßen hat, die weitreichendste Bedrohung für die fossilen Brennstoffunternehmen und die enorme Energiewertschöpfungskette bildet.“

Der neueste Bericht des Weltklimarats über Abschwächung des Klimawandels, ist der dritte und letzte einer Serie. Er folgt auf einen Bericht über die Auswirkungen des Klimawandels auf die Gesellschaft, der letzten Monat in Japan publiziert wurde, und auf einen Bericht zu den physikalischen Effekten des Klimawandels, der im September 2013 veröffentlicht wurde.

Die Berichte des Weltklimarats erscheinen im Vorfeld des UN-Klimagipfels im September in New York, auf dem die politischen Führungskräfte der Welt den Grundstein für ein starkes, globales Klimaabkommen für 2015 legen müssen.

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