Juli 11, 2014

Ökumenischer Rat der Kirchen unterstützt Investitionsstopp in fossile Brennstoffe

Genf, Schweiz – Der Zentralausschuss des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK), einer Gemeinschaft von über 300 Kirchen und stellvertretend für ca. 590 Millionen Menschen in 150 Ländern, bekundete diese Woche seine Unterstützung für Divestment aus fossilen Brennstoffen. Es kündigte an, seine finanzielle Beteiligung an der fossilen Industrie einzustellen und fordert seine Mitglieder auf, diesem Beispiel zu folgen. Da dem Zentralausschuss des ÖRK mehrere einflussreiche religiöse Führungspersönlichkeiten aus aller Welt angehören, könnte diese Entscheidung weitreichende Auswirkungen haben.

„Der Ökumenische Rat der Kirchen erinnert uns an unsere moralische Verpflichtung, genauso gewissenhaft an die Zukunft zu denken wie an uns selbst; und daran, dass es keine größere Bedrohung für diese Zukunft gibt als das unkontrollierte Verbrennen fossiler Energiequellen”, so Bill McKibben, Gründer von 350.org, einer globalen Klimakampagne, die sich für Divestment einsetzt. „Dies ist ein beachtlicher Moment für 590 Millionen Christen in den entsprechenden Glaubensgemeinschaften: ein großer Prozentsatz der Menschheit sagt heute: ‚bis hierher und nicht weiter’“.

„Im Finanzausschuss gab es den ausdrücklichen Wunsch, die fossile Brennstoffindustrie als einen der Sektoren hinzuzufügen, in die der ÖRK nicht mehr investiert. Ausschlaggebend waren hierfür Entscheidungen mehrerer Mitgliedskirchen in verschiedenen Teilen der Welt, Investitionen in fossile Brennstoffe zurück zu nehmen”, sagt Guillermo Kerber, Koordinator des ÖRK für Umweltschutz und Klimagerechtigkeit. „Die allgemeinen ethischen Investitionsrichtlinien nahmen bereits Bezug auf eine nachhaltige Umwelt, Folgegenerationen und den ökologischen Fußabdruck. Dass wir nun fossile Brennstoffe zu den Sektoren, in die wir nicht mehr investieren, hinzugefügt haben, stärkt den Einsatz des ÖRK-Vorstands gegen Klimawandel, der in vielen Sitzungen des Zentralausschusses bestärkt wurde.”

Die Entscheidung des ÖRK ist ein bedeutender Erfolg für die Divestment-Bewegung, die im Laufe der vergangenen Monate unter religiösen Institutionen an Schwung gewonnen hat. In den letzten Wochen bekannte sich beispielsweise die Generalversammlung der unitarischen Universalisten der Vereinigten Staaten zu Divestment. Darüber hinaus schloss sich die Universität in Dayton/Ohio als erste katholische Institution der Kampagne an und auch die schwedische Kirche zeigte sich als Befürworter der Bewegung.

„Die heilige Schrift lehrt uns, dass die gesamte Welt, Gottes kostbare Schöpfung ist und dass es in unserer Verantwortung liegt, sie zu respektieren und ihre Gesundheit zu bewahren”, sagte Serene Jones, Präsidentin des Union Theological Seminary (theologische Hochschule in New York City), das vor kurzem beschlossen hat, mit seinem Vermögen von 108,4 Millionen US-Dollar nicht länger fossile Brennstoffe zu fördern. „Als Einrichtung, die der sozialen Gerechtigkeit dienen soll, liegt unsere wichtigste Aufgabe in der praktischen Umsetzung unserer Werte und Ideale. Der Klimawandel stellt eine gravierende Bedrohung dar. Als Verwalter von Gottes Schöpfung müssen wir einfach handeln.”

Auf nationaler Ebene unterstützen bereits die United Church of Christ in den USA sowie die Quäker in Großbritannien die Divestment-Bewegung. Regional schlossen sich Lutheraner, Quäker und die Episkopalkirche der Vereinigten Staaten an. In Neuseeland und Australien haben sich als erstes viele lokale Diözesen und die gesamte anglikanische Kirche in Neuseeland und Polynesien zu Divestment bekannt.

Einer der einflussreichsten Befürworter der Divestment-Bewegung ist Nobelpreisträger und Südafrikas ehemaliger Erzbischof Desmond Tutu, der vor Kurzem zu einem „Boykott der fossilen Brennstoffindustrie im Stile des Anti-Apartheid-Kampfes” aufgerufen hat.

Auch UN-Klimachefin Christiana Figueres hat geistliche Führungspersönlichkeiten aufgefordert, ihre Investitionen aus Konzernen der fossilen Brennstoffindustrie heraus zu ziehen. Sogar US-Präsident Obama befürwortete Divestment durch folgenden Ratschlag an Studenten: „Ihr müsst da hinein investieren, wo es hilft und desinvestieren, wo es schadet.”

„Die Unterstützung des Ökumenischen Rates der Kirchen ist womöglich die wichtigste Verpflichtungserklärung, die wir bislang erhalten haben”, so Tim Ratcliffe, Koordinator der europäischen Divestment-Kampagne bei 350.org. „Dies lädt Gläubige auf der ganzen Welt dazu ein, ihre Institutionen auzufordern, ihren Werten gerecht zu werden, indem sie Investitionen in Konzerne, die den Planeten und unsere Zukunft zerstören, zu stoppen.”

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