Oktober 3, 2017

Katholische Institutionen kündigen größtes Divestment aller Zeiten an

40 Institutionen einschließlich einer deutschen katholischen Bank und der Heimat Franz von Assisis

Ein Zusammenschluss 40 katholischer Institutionen hat heute bekanntgegeben, seine Gelder aus Kohle, Öl und Gas abzuziehen. Es handelt sich um die bisher größte gemeinsame Divestment-Bekanntmachung  katholischer Organisationen. Die Institutionen sind über fünf Kontinente verteilt und stammen aus unterschiedlichsten Bereichen, von einer heiligen Stätte über den Finanzbereich bis hin zu weiteren kirchlichen Einrichtungen.

Die katholischen Institutionen haben sich entschieden, fossile Brennstoffkonzerne nicht weiter zu unterstützen, weil ihnen der Umweltschutz ein gemeinsames Anliegen ist und sie sich mit finanzieller Weitsicht auf eine CO2-neutrale Wirtschaft vorbereiten wollen.

Unter den Institutionen befindet sich die deutsche Bank für Kirche und Caritas eG. Sie ist eine der ersten katholischen Banken der Welt, die ihre Gelder aus fossilen Brennstoffen abziehen.  Die Bank, die eine Bilanzsumme von 4,5 Milliarden EUR hat, macht Schluss mit Kohle, Teersand-Öl und Ölschiefer, weil das ebenso moralisch geboten ist wie finanzpolitisch verantwortungsvoll.

“Als katholische Kirchenbank fühlen wir eine starke Verantwortung, dazu beizutragen, den Klimawandel zu bewältigen. Zum einen wenden wir als katholischer Akteur an den Finanzmärkten christliche Werte in unserer täglichen Geschäftspraxis an. Die Unversehrtheit der Schöpfung und Klimaschutz sind Themen, wofür wir uns schon lange vor der Enzyklika Laudato Si von Papst Franziskus eingesetzt haben. Zum anderen sind wir als Bank für katholische private und institutionelle Kunden sowie gemeinnützige Stiftungen davon überzeugt, dass es unsere treuhänderische Pflicht ist, nachhaltige Kriterien in all unsere Investitions- und Sparprodukte zu integrieren. In diesem Sinne wollen wir uns öffentlich verpflichten, Investitionen zu veräußern, die im Zusammenhang mit hochverschmutzenden fossilen Brennstoffen wie Kohle, Teersand und Ölschiefer stehen. Wir ermutigen andere katholische Investoren, sich der Divestment-Bewegung anzuschließen,” so Tommy Piemonte, Nachhaltigkeitsforscher der Bank für Kirche und Caritas eG.

Die italienische Stadt Assisi ist die Heimat Franz von Assisis und ein Ort von großer Bedeutung für die 1,2 Milliarden Katholiken, die es auf der Welt gibt. Drei Institutionen und eine Gemeindeverwaltung haben hier deinvestiert.  Zu ihnen gehört auch der Sacro Convento, eine Klosteranlage und heilige Stätte. Hier werden die sterblichen Überreste des heiligen Franz von Assisi aufbewahrt, nach dem Papst Franziskus sich benannt hat. Der Sacro Convento gilt als spirituelle Heimat der Franziskaner in aller Welt.

Neben dem Sacro Convento hat auch das Bistum Assisi-Nocera Umbra-Gualdo Tadino deinvestiert.  Das Bistum, in dem über 80.000 Menschen leben und zu dem die Stadt Assisi gehört, ist jedes Jahr Ort mehrere bedeutender Wallfahrten. Auch das Istituto Serafico di Assisi, ein religiöses, medizinisches Zentrum für Kinder mit Behinderungen, ist bei der Divestment-Ankündigung dabei. Ergänzend hat der Bürgermeister von Assisi bekanntgegeben, dass die Stadt deinvestieren wird.

Nicht nur in der bedeutungsvollen Heimat des heiligen Franz von Assisi sagt man sich von fossilen Brennstoffen los: Kirchliche Einrichtungen auf der ganzen Welt kehren sich ebenfalls davon ab. So hat zum Beispiel die Belgische Bischofskonferenz, der politische Arm der katholischen Kirche in Belgien, ihr Geld aus fossilen Brennstoffen abgezogen. Damit ist sie die erste katholische Bischofskonferenz der Welt, die diesen Schritt gemacht hat. In Südafrika hat das katholische Erzbistum von Kapstadt in soziale und ethische Fonds investiert. Innerhalb der Kirchenhierarchie haben insgesamt eine Bischofskonferenz, ein Erzbistum, drei Bistümer und ein Vikariat deinvestiert.

Durch das gemeinsame Engagement der 40 katholischen Institutionen steigt die Anzahl der im Mai gemachten Divestment-Ankündigungen auf mehr als das Vierfache. Damals hatten neun katholische Institutionen deinvestiert.  Weltweit haben Investoren, die Vermögen von rund 5 Billionen USD verwalten, ihre Anlagen von Kohle, Öl und Gas befreit.

Diese Divestment-Ankündigung erfolgt zeitgleich mit dem vereinten Einsatz von Christen für den Schutz unserer Umwelt im Rahmen der Schöpfungszeit.  Die Schöpfungszeit ist ein Monat der Gebete und des Einsatzes für die Umwelt. Eine breite ökumenische Gemeinschaft nimmt daran teil.

###

Zusätzliche Zitate

Christiana Figueres, die ehemalige Generalsekretärin der Klimarahmenkonvention der Vereinten Nationen (UNFCCC) sagt: „Laut wissenschaftlichen Erkenntnissen müssen wir, wenn wir die besten Chancen haben wollen, die Erderwärmung auf deutlich unter 2 Grad zu begrenzen — und somit die Ziele für Nachhaltige Entwicklung zu sichern, Armut und Hunger zu beenden und Wohlstand für alle Menschen zu ermöglichen —, bis 2020 beim Ausstoß von Treibhausgasen eine Trendwende erzielen.  Die heutige Ankündigung ist ein weiteres Anzeichen dafür, dass wir uns auf dem Weg dahin befinden, unsere gemeinsame Mission zu erfüllen. Aber es liegt noch ein weiter Weg vor uns. Ich hoffe, dass sich noch weitere führende Akteure wie diese 40 katholischen Einrichtungen zum Divestment verpflichten. Denn diese Entscheidung ist nicht nur aus finanzieller Sicht klug, ein gemeinsames Vorgehen im Sinne einer besseren Zukunft für alle Menschen ist auch unsere moralische Pflicht.“

Tomás Insua, Geschäftsführer des Global Catholic Climate Movement, das diese Divestment-Ankündigung maßgeblich mit herbeigeführt hat, meint: „Die moralische Bestimmtheit dieser 40 deinvestierenden Institutionen ist Grund zu großer Freude. Mit ihrem Voranschreiten bahnen sie einen Weg, auf dem ihnen die Weltbank und die anderen Finanzinstitute nachfolgen sollten. Von der Weltbanktagung in Washington erhoffen wir uns, dass die führenden Akteurinnen und Akteure erkennen, wie viel stärker die Bewegung für eine Welt ohne fossile Brennstoffe geworden ist.“

Schwester Sheila Kinsey hat eine leitende Stellung bei den Franziskanerinnen von Wheaton und ist Ko-Geschäftsführerin der JPIC-Kommission der Internationalen Vereinigung der Generaloberinnen (UISG) und des Verbands der Generaloberen der religiösen Orden (USG) in Rom. Sie sagt: „Als die Franziskanerinnen von Wheaton im Mai ihr Geld aus fossilen Brennstoffen abzogen, waren wir überglücklich, dass sich uns acht Schwesternorganisationen anschlossen. Dass sich ihre Anzahl nur fünf Monate später mehr als vervierfacht hat, ist einfach überwältigend.  Die Divestment-Bewegung wird mit jedem Tag stärker, und Gläubige sind ganz vorne mit dabei.“

###

Für weitere Informationen:

Global Catholic Climate Movement ist eine Gemeinschaft Hunderttausender Katholik*innen und ein weltweites Netzwerk von Mitgliedsorganisationen, die dem Aufruf von Papst Franziskus‘ Enzyklika Laudato Si’ folgen.

 

Weitere Ressourcen

Vollständige Liste der deinvestierenden Institutionen

Eine Liste der deinvestierenden Institutionen einschließlich weiterer Ressourcen ist hier abrufbar.  In der Tabelle enthaltene Angaben:

  •        Namen der Institutionen
  •        Land, in dem die jeweilige Institution ihren Sitz hat, Art der Institution
  •        Zitat jeder Institution sowie Kontaktinformationen für Interviews

Zu den deinvestierenden Institutionen zählen eine Bischofskonferenz, ein Erzbistum, weitere Bistümer, eine Universität, mehrere Orden, Finanzinstitutionen und wohltätige Organisationen auf der ganzen Welt.

FacebookTwitter