April 16, 2014

Höchste Zeit für Kommunen riskante RWE-Aktien abzustoßen

Aktivisten warnen Aktionäre vor Investitionen in fossile Brennstoffe

Essen — Auf der Jahreshauptversammlung des Energiekonzerns RWE forderten Aktivisten der Fossil Free Deutschland Kampagne Investoren auf, RWE-Aktien abzustoßen. Das hohe Risiko für Wertverluste und RWEs klimaschädliches Geschäftsmodell machen Anteile an dem Konzern insbesondere mit öffentlichen Geldern untragbar, so die Aktivisten.

Fossil Free Aktivisten enthüllten während der Versammlung ein Banner mit der Aufschrift: „VoRWEg gehen, bedeutet Verantwortung übernehmen! #Divest from fossil fuels”. Sie konfrontierten den RWE-Vorstand mit unangenehmen Fragen und ergriffen als Redner das Wort. Die Veranstaltung wurde durch lautstarke Proteste vor der Grugahalle, zu denen unter anderem die Klimakampagne 350.org, die Kampagne #NichtWir [1], der Dachverband der kritischen Aktionäre und Campact aufgerufen hatten, begleitet.

Fossil Free Unterstützer Alfons Kloeck erklärte: „Um den globalen Temperaturanstieg auf 2 Grad zu begrenzen, müssen etwa 80% der bisher bekannten fossilen Brennstoffreserven unter der Erde bleiben. Damit droht ein Großteil der Vermögenswerte von RWE und Co. wertlos zu werden.”

Die starken Verluste RWEs in den vergangenen Jahren haben Kommunen, die in den Konzern investiert haben, hart getroffen. Sie mussten bereits Millionensummen an RWE-Aktien abschreiben. Das es auch anders geht haben Düsseldorf und die Stadt Trier gezeigt. Trier hat beispielsweise 2008 seine letzten RWE-Anteile verkauft. Den Erlös hat die Stadt unter anderem für die Tilgung von Schulden und neue Geldanlagen genutzt.

Fossil Free Koordinatorin für Deutschland Tine Langkamp sagte: „Die Zeiten sind vorbei, in denen Städte Investitionen in RWE noch verantworten können. Kommunen haben eine Verpflichtung verantwortungsvoll mit öffentlichen Geldern umzugehen. Investitionen in fossile Brennstoffe sind zum einen hoch riskant, zum anderen ist es unmoralisch, eine Industrie zu fördern, deren Geschäftsmodell darauf basiert, unsere Zukunft zu zerstören. Städte sind besser beraten in saubere Energieprojekte in Bürgerhand zu investieren, die sowohl zur Lösung der Klimakrise beitragen, als auch lokale Arbeitsplätze und Resilienz schaffen.”

Vorstandschef Peter Terium hat zugestanden, dass RWE die Verluste selbst verschuldet hat, da der Konzern zu lange auf fossile Energieträger gesetzt hat. RWE ist die größte CO2-Schleuder unter Europas Energieriesen. Fast 80% des von RWE erzeugten Stroms kommt aus fossilen Kraftwerken, vor allem Kohle. Die Kosten des Kohleabbaus für die Gesellschaft wie die Auswirkungen des Klimawandels, Gesundheitsschäden durch Feinstaubbelastung, Umsiedlungen ganzer Dörfer und der Verlust wertvoller Ökosysteme sind immens.

Der Ruf Investitionen aus Öl, Kohle und Gas abzuziehen, findet zunehmend Anklang. Der Präsident der Weltbank Jim Yong Kim, US-Präsident Obama, Erzbischof Desmond Tutu und andere einflussreiche Köpfe haben Institutionen bereits dazu aufgerufen. Zuletzt haben Mediziner, die besorgt auf die gesundheitlichen Auswirkungen des Klimawandels blicken, ihre Stimme dem Ruf nach Divestment hinzugefügt.

Auch in dem Bericht des Weltklimarats, der am 13. April in Berlin vorgestellt wurde, weisen Wissenschaftler darauf hin, dass Investitionen in fossile Brennstoffe jährlich um $30 Milliarden sinken müssen, während sich Investitionen in Erneuerbare mehr als verdoppeln müssen, um eine Klimakatastrophe abzuwenden.

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HINWEISE FÜR DIE REDAKTION

[1] Die Kampagne #NichtWir protestiert gegen die Kriminalisierungsversuche von Klima-Aktivisten durch RWE. Der Energiekonzern hat in den vergangenen Monaten empfindlich auf jegliche Art des Protests reagiert.

Über die Fossil Free Kampagne
Die Fossil Free Kampagne von 350.org fordert öffentliche Institutionen dazu auf, jegliche direkte und indirekte Investitionen in fossile Brennstoffe abzubauen. Die Bewegung hat sich auf über 500 Universitäten, Städte, Staaten und religiöse Institutionen in den USA, Australien, Kanada und Europa ausgebreitet. Dutzende von Institutionen haben sich bereits verpflichtet, ihre Vermögen aus Kohle, Öl und Gas abzuziehen.

Eine aktuelle Studie der Universität Oxford kam zu dem Schluss, dass die Fossil Free Bewegung schneller wächst als jede Divestment-Kampagne vor ihr und, dass „das Ergebnis des Stigmatisierungsprozess, den die Kampagne jetzt angestoßen hat, die weitreichendste Bedrohung für die fossilen Brennstoffunternehmen und die enorme Energiewertschöpfungskette bildet.“

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