Gastbeitrag von Lukas Horndasch, Fossil Free München

 

Für mich als Christ gibt es eine Reihe guter Argumente warum es falsch ist sein Geld in fossile Brennstoffe zu investieren. Auch Papst Franziskus spricht in seiner Enzyklika Laudato Si‘ genau die Punkte an, warum es jetzt Zeit ist, sich für den Klimaschutz einzusetzen: Nicht nur um massive Umweltzerstörung und Artensterben zu vermeiden, sondern vor allem auch um großes Leid und Ungerechtigkeit, die durch den Klimawandel ausgelöst werden, zu verhindern.

Trotzdem scheuen sich noch viel zu viele Bistümer und kirchliche Institutionen selbstbewusst und offen zu sagen: Wir wollen von der Klimazerstörung nicht finanziell profitieren, wir halten es für falsch, Geld in fossile Brennstoffe zu investieren. Dabei kann man den Kirchen nicht vorwerfen, sie hätten nicht begonnen, sich sehr ausführlich darüber Gedanken zu machen, wie sie ihr Geld möglichst ethisch vertretbar und nachhaltig anlegen. Doch leider spricht kaum eine kirchliche Institution offen darüber.

„Ihr seid das Licht der Welt. Man zündet auch nicht ein Licht an und stellt es unter den Scheffel, sondern man stellt es auf den Leuchter; dann leuchtet es allen im Haus. So soll euer Licht vor den Menschen leuchten, damit sie eure guten Werke sehen und euren Vater im Himmel preisen.“

Matthäus 5,14-16

Alle stellen sie ihr Licht unter den Scheffel und gehen nicht selbstbewusst voran, indem sie anderen Finanzakteuren aber auch privaten Geldanlegern zeigen, dass es nicht nur wichtig, sondern auch möglich ist, sein Geld ethisch und nachhaltig anzulegen. Es frustrierte mich und uns bei Fossil Free München, dass nicht mehr kirchliche Institutionen den Mut finden, sich in dieser ethischen Frage klar zu positionieren und sich gegen die Finanzierung von Kohle-, Öl- und Gasunternehmen auszusprechen.

Doch es gibt sie, diejenigen, die ihr Licht nicht unter den Scheffel stellen. Etwa die 40 kirchlichen Organisationen, die zusammen mit dem Global Catholic Climate Movement (GCCM) schon im Herbst 2017 offen bekundeten, dass sie fortan nicht mehr in fossile Brennstoffe investieren. Und die GCCM belässt es nicht dabei, sondern plant am 22. April wieder mit neuen kirchlichen Vorreitern, ein deutliches Nein zum Geld verdienen mit Klimazerstörung zu sagen. Das hat uns neu motiviert und dazu gebracht, unser Bistum München-Freising dazu zu bewegen, sich auch zu beteiligen.

Aber wie erreicht man die Entscheidungsträger*innen in der Kirche? Es scheint manchmal aussichtslos zu sein, ganz wie bei David gegen Goliath. Im Februar 2018 entschlossen wir uns , ein deutliches Zeichen zu setzen, dass die wichtigen Entscheidungsträger*inne erreichen sollte – und das ist allen voran Kardinal Marx. Allerdings ist es gar nicht so einfach mit ihm persönlich in Kontakt zu kommen. Daher haben wir uns entschlossen, ihm unser Zeichen im Rahmen eines Pressegesprächs zur Misereor Fastenaktion zu überreichen. Passenderweise beschäftigte die sich dieses Jahr auch intensiv mit den Folgen und Herausforderungen des Klimawandels. Nun musste nur noch ein geeignetes Symbol gefunden werden. Aber eigentlich war es naheliegend: eine Kerze mit der Aufforderung nicht das eigene Licht unter den Scheffel zu stellen, sondern sich öffentlich zu Divestment zu bekennen.

Eigentlich hatte ich nicht wirklich damit gerechnet, dass mir dabei zugehört würde und die Botschaft wirklich ankommen würde. Doch ich musste meine Vorurteile revidieren. Obwohl ich mit der Aktion eigentlich das Pressegespräch störte, hörte mir Kardinal Marx zu und zeigte sich positiv interessiert. Er will „nachhaltiges Investment vorantreiben“ und „den Prozess beschleunigen“. Das macht mir Hoffnung, dass wir uns nicht als David gegen Goliath gegenüberstehen, sondern eher Seite an Seite als Partner im Kampf gegen den Klimawandel. Ich wünsche mir, dass das Erzbistum München-Freising am 22. April stolz verkündet, dass sie nicht mehr in fossile Brennstoffe investieren werden, um das Klima und die Menschen zu schützen.

 

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