Argumente für Divestment

Wie gewinnt man Menschen für die Unterstützung einer Kampagne? Wichtige Fakten, Zahlen und Argumente /span>

Überblick Warum Katholiken deinvestieren sollten Schritt 1 Das Ziel festlegen und ein Team aufbauen Schritt 2Eine Petition erstellen und eure Kampagne planen Schritt 3 Aktiv werden Dynamik aufbauen Schritt 4 An die Verantwortlichen herantreten
Schritt 5Das Gespräch nicht abreißen lassen Schritt 6Erfolge publik machen Argumente für Divestment Das Anliegen begründen Kontak Hier findet ihr Unterstützung

Warum deinvestieren?

 

Ohne drastische Maßnahmen, die dazu führen, dass 80 % der fossilen Brennstoffe im Boden bleiben, wird sich der Klimawandel auf Menschen, Gesellschaften und Ökosysteme weltweit verheerend auswirken. Hinreichende Maßnahmen sind eine Existenzbedrohung für das Geschäftsmodell der Kohle-, Öl- und Gasindustrie, und solange wir die Macht ihrer Lobby nicht brechen, werden die notwendigen Schritte blockiert.

Mit Divestments können wir die Macht der Kohle-, Öl- und Gaskonzerne in die Schranken weisen und zeigen, dass Maßnahmen gegen den Klimawandel weithin unterstützt werden. Divestment entlarvt den Mythos, fossile Brennstoffe bedeuteten Wohlstand, und mittels positiver Neuinvestitionen können wir darüber reden, was für eine Zukunft wir uns wünschen, und um Unterstützung werben.

Es gibt überzeugende moralische und finanzielle Gründe für Organisationen, ihr Geld aus fossilen Brennstoffen abzuziehen. Durch Divestment können sie ihre Investitionen mit ihren Werten in Einklang bringen und sich als Speerspitze des Klimaschutzes profilieren.

WEITERE INFORMATIONEN ÜBER DIVESTMENT

ARGUMENTE VON ENTSCHEIDUNGSBEFUGTEN

 

Häufige Einwände gegen Divestment und wie man sie widerlegt …

Die Hinweise mehren sich, dass vor allem Investitionen in fossile Brennstoffe immer riskanter werden und sich viele Fossil-Free-Portfolios besser entwickeln als ihre konventionellen Pendants. Wichtige Argumente und Ressourcen zu diesem Thema finden sichhier.

Tipp:

  • Es ist zwar wichtig, auf die positive Performance von Fossil-Free-Aktien hinzuweisen, aber es ist keine gute Idee, Divestment als Gelddruckmaschine anzupreisen (selbst wenn das am Ende zutreffen sollte!). Schließlich seid ihr keine Finanzberater*innen. Überzeugender ist es, auf klimabedingte Risiken und das „Risikopotenzial” eines Portfolios mit fossilen Brennstoffen zu fokussieren.
  • Es lohnt sich, klarzustellen, dass für die Umsetzung einer Divestment-Entscheidung 5 Jahre eingeräumt werden, denn dies ist manchmal ein Knackpunkt.
  • Außerdem kann man auf all die Organisationen verweisen, die bereits deinvestiert haben und sich weiterhin gut entwickeln.

Ist die Entscheidung einmal getroffen, braucht es oft nur noch die Anweisung an die Finanzbeauftragten oder externen Vermögensverwalter*innen, die Ausschlussklauseln anzuwenden.

Hier einige hilfreiche Ressourcen (in englischer Sprache):

Nicht vergessen: Hier gibt es das Divestment-Angebot von Fossil Free .

Die Stimmrechtsausübung der Aktionäre ist eine wichtige Taktik, um in allen möglichen Bereichen Veränderungen zu bewirken, von Lohnerhöhungen bis hin zur Begrenzung von Managergehältern, aber im Fall der fossilen Brennstoffe halten wir Divestment aus mehreren Gründen für die wirkungsvollere Option:

  • Anders als bei konkreten Geschäftsgebaren gibt es in Fällen, wo das ganze Geschäftsmodell eines Unternehmens in Frage gestellt wurde, keine Erfolgsgeschichte. Bislang hat noch keine Beteiligungsstrategie zu einem Angebot oder Zeitplan geführt, die dem Ausmaß oder der Dringlichkeit der Klimakrise und dem Gebot, 80 % der fossilen Brennstoffe im Boden zu lassen, gerecht würde.
  • Der aus Aktienbesitz erwachsende finanzielle und sonstige Einfluss der Organisationen, mit denen wir zu tun haben, ist minimal.

Die enormen Beträge, die in die Lobbyarbeit fließen, die fortgesetzte Förderungstätigkeit und die ausdrückliche Ankündigung, alle Reserven auch verbrennen zu wollen, zeigen, dass die Kohle-, Öl- und Gaskonzerne nicht bereit sind, sich von Saulus zu Paulus zu wandeln.

Ein neuer UN-Bericht vom Principles for a Responsible Investment Academic Network über die Offenlegung von Emissionen bestätigt darüber hinaus: „Bei ihren Entscheidungen über die Veröffentlichung von Daten über Treibhausgasemissionen reagieren Konzerne auf Druck von Staaten, NGOs und der Öffentlichkeit, nicht jedoch auf Druck von Kapitalanlegern

und Kreditgebern.”

  1. 350.org’s response on engagement in the Guardian
  2. Jonathon Porritt: ‚Engaging with fossil fuel companies over climate change is futile‘
  3. Clean Yield: Talking to the Hand: Why Engagement With Fossil Fuel Companies Offers So Little Promise
  4. Green Century: The power and limitations of shareholder advocacy with fossil fuel companies
  5. GreenBiz: Why shareholder engagement with fossil-fuel companies won’t work
  6. Ben Franta: Why We Must Divest From Fossil Fuel: A Student’s Open Letter To Harvard President Drew Faust
  7. Clean Yield: MA Divestment Testimony
  8. Bevis Lonstreth: How, Given Norway’s Control of Statoil, to Dovetail Active Ownership With Exclusion

Hurra – das ist ein guter Einstieg, dieser Sieg muss unbedingt gefeiert werden! Teersand und Kohle gehören zu den schmutzigsten fossilen Brennstoffen. Um das 2-Grad-Ziel zu erreichen, müssen 99 % der Teersande im Boden bleiben, und Kohle gilt ganz allgemein als Ausstiegshindernis.

Doch selbst wenn wir komplett aus Kohle und Teersand aussteigen, würde das nicht ausreichen, um das Fortschreiten des Klimawandels aufzuhalten. Daher braucht es weiteren Druck auf die Institutionen.

Treuhänderische Verantwortung oder Pflicht ist ein juristischer Begriff und bedeutet, dass Treuhänder im Interesse der Treugeber handeln müssen. Das können Institutionen wie etwa Universitäten oder auch individuelle Versorgungsurheber für eine Pensions-Treuhand sein.

Oft wird diese Pflicht dahingehend interpretiert, dass sie die Maximierung kurzfristiger Renditen zulasten aller anderen Faktoren bedeute. Von daher rechtfertigen viele Verwalter eine Strategie der fortgesetzten Investitionen in fossile Brennstoffe mit der Behauptung, jeder andere Kurs verstieße gegen ihre gesetzlichen Pflichten.

Die wachsende Sorge, dass diese Interpretation die kurzfristige Performance tendenziell überbewertet und dabei längerfristige Risiken vernachlässigt, führte dazu, dass im Kay Review of Equity Markets and Long-term Decision 2012 sowie im Bericht der UK Law Commission von 2014 dafür plädiert wurde, die treuhänderischen Pflichten in einem erweiterten Sinn zu interpretieren – und zwar dahingehend, dass sozial- und umweltverträgliche Investitionskriterien mit dieser Pflicht mindestens vereinbar sind und dass institutionelle Investoren, die im Interesse ihrer Anspruchsberechtigten handeln, die ökologischen und sozialen Auswirkungen ihrer Investitionen berücksichtigen sollten.

Da diese Entscheidung noch relativ neu ist, sollten die Verantwortlichen auf diese Zusammenfassung der Entscheidung der Law Commission

  • hingewiesen werden. In dem Bericht heißt es: „Das Hauptziel einer Investitionsstrategie ist daher, unter Berücksichtigung der Risikostreuung langfristig den besten realistischen Ertrag zu erwirtschaften.” Die zu berücksichtigenden finanziellen Risiken waren u. a. „Umweltbeeinträchtigung”, „Sicherheitsprobleme” und „Risiken für die langfristige Nachhaltigkeit eines Unternehmens”.
  • „Die Schlussfolgerung der Law Commission lautet, dass für Treuhänder kein Hinderungsgrund besteht, Umwelt-, Sozial- oder Governance-Faktoren zu berücksichtigen, wo diese finanziell relevant sind oder sein könnten.”
  • Es wird festgestellt, dass Umweltbelange auch als nicht finanzielle Faktoren berücksichtigt werden können, solange sie keine „erheblichen Auswirkungen auf die Renditen” haben und „Treuhänder mit gutem Grund davon ausgehen können, dass die Anteilseigner*innen diese Anliegen teilen.”
  • Die Law Commission weist darauf hin, dass die gesetzliche Anforderung zur Diversifizierung von Investitionen ein Divestment aus fossilen Brennstoffen nicht ausschließt: „Das Gesetz verlangt nicht die Diversifizierung eines Portfolios in größtmöglichem Umfang.” … „beispielsweise gelangten die Kirchenbeauftragten in Harries zu der Auffassung, dass der Ausschluss von 13 % des Marktes tragbar sei, nicht aber von 37 %.”

Die Regierung des Vereinigten Königreichs hat sich darauf verständigt, die Empfehlungen der Law Commission umzusetzen:

  • „Treuhänder wie zum Beispiel Pensionskassen sind verpflichtet, alle Faktoren zu berücksichten, die für die Performance einer Investition finanziell relevant sind oder sein könnten … dies bezieht sich auch auf die Berücksichtigung von ökologischen und sozialen Faktoren sowie solchen der Unternehmensführung sowie auf weitergehende makrökonomische Überlegungen, wenn die Treuhänder der Auffassung sind, dass diese finanziell relevant sein können.”
  • „[Wir] teilen die Hoffnung der Law Commission, dass dieser Bericht jegliche noch bestehende Fehlannahme beseitigt, dass die treuhänderischen Pflichten von den Treuhändern verlangten, allein auf die Maximierung kurzfristiger Renditen abzustellen.”
  • „Die Interpretation der treuhänderischen Pflichten hat sich mit der Zeit beträchtlich weiterentwickelt und muss sich auch in Zukunft weiterentwickeln, um sich an veränderte soziale und wirtschaftliche Realitäten anzupassen.” – Smith School Stranded Assets Programme

UNFCCC-Generalsekretärin Christiana Figueres: „Investitionsentscheidungen müssen eindeutige wissenschaftliche Erkenntnisse reflektieren und Treuhänder müssen die generationenübergreifende Realität zur Kenntnis nehmen, dass nämlich der ungebremste Klimawandel heute und in der Zukunft das Leben, die Lebensgrundlagen und die Ersparnisse von vielen beeinträchtigen und letztlich zugrunde richten kann.” Sie fügte hinzu, dass Banker „ihre treuhänderischen Pflichten eklatant verletzen”, wenn sie ihre Portfolios nicht beschleunigt umweltfreundlicher machen.

Tipp für kommunale Kampagnen:

Im März 2014 erläuterte die Local Government Association (LGA) (England und Wales) in einer öffentlichen juristischen Stellungnahme, wie die treuhänderischen Pflichten den Spielraum eines kommunalen Pensionsfonds (Local Government Pension Scheme – LGPS) dahingehend erweitern, dass ESG-Risiken (ESG = Environment, Social, Governance) bei Investitionsentscheidungen berücksichtigt werden müssen. Sie kommt zu dem Schluss, dass, soweit sich die behördlichen Befugnisse nur auf den Investitionszweck beziehen, „die genaue Investitionsentscheidung durch weitergehende soziale, ethische oder ökologische Überlegungen beeinflusst werden kann, solange der Fonds dadurch keinem erheblichen finanziellen Schadensrisiko ausgesetzt wird.”

  1. ShareAction erläutert die treuhänderischen Pflichtenhier
  2. . Ein Angehöriger der amerikanischen Börsenaufsicht unter Reagan: The Financial Case for Divestment of Fossil Fuel Companies by Endowment Fiduciaries
  3. Pensions & Investments: Divesting is an exercise in real fiduciary care
  4. The economic benefits need to square with our ERISA fiduciary responsibilities

Die meisten Institutionen beauftragen externe Vermögensverwaltungen und Finanzberatungen mit der täglichen Verwaltung ihrer Gelder (und bezahlen teuer für dieses Vergnügen). Anzumerken ist:

  • Wer auch immer das Geld verwaltet, die letzte Entscheidung liegt stets bei den Treugebern in den Institutionen. Wenn diese beschließen zu deinvestieren, dann müssen die Verwalter es tun (ansonsten können sie damit drohen, jemanden anzuheuern, der es tut)
  • Vermögensverwalter*innen sind nicht neutral – sie werden bei Entscheidungen wie z. B. zum Divestment um Rat gebeten. Dann sagen sie unter Umständen: „Das geht einfach nicht” und lassen die Sache scheitern.
  • Manche Institutionen behaupten, ihre Vermögensverwalter*innen (die beauftragt sind, bei Aktionärsversammlungen stellvertretend für sie abzustimmen) seien schon dabei – doch das sind oft Lippenbekenntnisse und es lohnt sich, dem Abstimmungsverhalten der Vermögensverwalter*innen nachzugehen und die Verantwortlichen darüber zu informieren.
  • ShareAction führt eine jährliche Befragung von Vermögensverwaltern und -verwalterinnen durch, um Unternehmen miteinander zu vergleichen.

Dieses Argument wird von mehreren Institutionen vorgebracht, die nicht deinvestieren wollen, unter anderem auch von der Harvard University. Aber nun gibt es eine öffentliche Debatte, Investitionen sind politisch, ob man will oder nicht – entweder man ist für die Kohle-, Öl- und Gasindustrie oder gegen sie!

Beim Divestment geht es mehr um politische als um finanzielle Macht, wenn also die abgestoßenen Anteile von irgendeinem gesichtslosen Investor aufgekauft werden, dann spielt das keine große Rolle. Es geht darum, dass eine öffentliche Institution sich gegen die Kohle-, Öl- und Gasindustrie stellt und klar und deutlich für den Klimaschutz eintritt. Die Kohle-, Öl- und Gaskonzerne können diesen Schlag gegen ihre Reputation nicht so leicht ungeschehen machen.

Aus dem „Stranded Assets”-Bericht der Oxford University Smith School:

„Das Resultat dieses Stigmatisierungsprozesses, den die Divestment-Kampagne nun angestoßen hat, stellt für die Kohle-, Öl- und Gasunternehmen und die riesige Energie-Wertschöpfungskette die allergrößte Bedrohung dar.”

In der Vergangenheit waren Divestment-Bewegungen unglaublich wirkungsvoll und hier gibt es weitere Informationen über unsere Bewegung.

Worin eine Institution neu investiert, hängt sowohl von ihrer Mission als auch von ihrer aktuellen Investitionsstrategie und ihren Kriterien für die Strukturierung des Portfolios ab. Hiereinige Beispiele für lokale Neuinvestitionen. Es lohnt sich, lokale Investitionsmöglichkeiten vorzuschlagen (ohne Finanzberatung zu leisten).

Zwar scheinen die Optionen für Neuinvestitionen – insbesondere für große Investoren – manchmal begrenzt, doch eines steht fest:

  • Die Zahl der Produkte ohne fossile Brennstoffe wächst, also ermuntert die Leute, sich danach umzusehen. Viele der großen Indexanbieter haben heute Optionen ohne fossile Brennstoffe, damit kann man anfangen.
  • Wenn Investoren (insbesondere große Institutionen) in der Vergangenheit (z. B. während der Apartheid in Südafrika) signalisiert haben, dass sie bereit sind zu deinvestieren, dann wurden (binnen Tagen) entsprechende Produkte geschaffen. Institutionen, die ihre Manager gefragt haben, ob sie ihnen helfen können, auf Investitionen umzusteigen, die fossile Brennstoffe weitgehend ausschließen, bekamen positive Reaktionen.
  • Wenn ihr Treugeber ansprecht, dann fordert sie auf, ein entsprechendes Angebot anzufordern und abzuwarten, was kommt.

Ressourcen aus den USA:

  1. Green America: List of Fossil Free Products and Managers
  2. US SIF: Separate Account Managers (unter dem Reiter „Screening & Advocacy” nach dem Sternchen suchen)
  3. US SIF: Mutual Fund Chart (unter dem Reiter „Screening & Advocacy” nach dem Sternchen suchen)
  4. Divest-Invest: Resources (Navigationspunkt Invest)
  5. Fossil Free Indizes: Fossil Free Indexes (S& P500 mit Parametric), MSCI (mit Blackrock), FTSE (mit Blackrock))

 

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