Es begann am 8. Januar: Nach 5 Jahren Druck aus der Bevölkerung verkündete Bill de Blasio, Bürgermeister von New York City, die Stadt werde ihren 189 Mrd. US-Dollar schweren Rentenfonds von den Kohle-, Öl- und Gaskonzernen divestieren. Nicht nur in puncto Geld — 5 Mrd. US-Dollar werden der Kohle-, Öl- und Gasindustrie entzogen — war diese Ankündigung ein Paukenschlag, sondern auch in ihrer Symbolkraft.

Auch die Klage der Stadt gegen fünf große Ölkonzerne wegen der Klimaschäden ist eine klare Botschaft: Die Kohle-, Öl- und Gasindustrie hat die Klimaerwärmung verursacht. Um das Problem abzumildern, müssen wir dieser Branche die Finanzmittel entziehen – und ebenso die gesellschaftliche Legitimation, dass sie von dieser Zerstörung profitiert.

Diesen Standpunkt vertritt die weltweite Divestment-Bewegung bereits seit 2012. Der durch verschiedenste Institutionen divestierte Gesamtwert beläuft sich inzwischen auf mehr als 6 Billionen US-Dollar und noch ist kein Ende in Sicht. Die Ankündigung von New York City hat eine regelrechte Flut entsprechender Verpflichtungserklärungen aus aller Welt ausgelöst, die immer noch anschwillt. Und jede einzelne Divestment-Zusage schwächt die jahrzehntelange öffentliche Akzeptanz der Kohle-, Öl- und Gasindustrie.

Besonders schnell entwickeln sich die Dinge in Europa, wo in den letzten Wochen und Monaten eine ganze Kaskade solcher Zusagen zu verzeichnen war:

Die Städte Freiburg, Leipzig und Oldenburg in Deutschland sowie Derby und Monmouthshire in Großbritannien haben sich zu umfassendem Divestment verpflichtet. Die studentische Divestment-Bewegung in Großbritannien setzt auf Eskalation als wirkungsvolle Taktik und konnte ebenfalls große Erfolge verbuchen: Die Universitäten von Edinburgh, Sussex, Bristol, Cardiff, Durham, Huddersfield, Glasgow Caledonian wie auch alle Anglia-Ruskin-Universitäten machen mit. Die Universität von Münster hat sich als erste Hochschule Deutschlands zum Divestment entschlossen. Anderswo machen lokale Gruppen öffentlich Druck, um noch im April weitere große Unis zu diesem Schritt zu bewegen.

 

#DivestUniGoettingen

Wir fordern die Universität Göttingen auf ihre Kapitalanlagen in Kohle, Öl und Gas zu deinvestieren.VIELEN DANK an alle Unterstützer*innen unserer #DivestUniGoettingen Kampagne. Besonderen Dank an Gordon (www.gordonschuecker.com) für den Schnitt des Videos.

Posted by Fossil Free Göttingen on Sunday, April 15, 2018

 

Auch die Evangelische Kirche Berlin-Brandenburg, die Handelskammer Hamburg und selbst der dänische Pensionsfonds für Akademiker, MP Pension, haben sich zum Divestment verpflichtet.

Mit diesen Erfolgen steigt der Gesamtwert der Divestment-Zusagen im Jahr 2018 auf bislang 79 Mrd. US-Dollar – New York City nicht eingerechnet. Allein im März wurde mehr Geld (50 Mrd. US-Dollar) divestiert als im gesamten Zeitraum von 2012 bis 2015.

 

Paris will nicht hinter New York zurückstehen: Im Februar bekräftigte die Stadt ihre bereits eingegangenen Divestment-Verpflichtungen und verband sie mit der Ankündigung, Ölkonzerne nach Möglichkeit wegen Klimaschädigung zu verklagen.

Vor wenigen Wochen hat auch Sadiq Khan, der Bürgermeister von London, seine Absicht bestätigt, den Pensionsfonds der Stadt zu divestieren. Gleichzeitig hat er die einzelnen Stadtbezirke aufgefordert, sich dem anzuschließen. Diesem Trend könnten nun weitere Städte folgen – allen voran die C40-Städte, ein weltweites Netzwerk von Großstädten, die sich zu aktivem Klimaschutz bekannt haben.

Im Februar hat das Lewis & Clark College in Portland, USA, dafür gestimmt, seine Anteile an Kohle, Öl und Gas abzustoßen. Auch aus Kanada und Neuseeland kamen 2018 bereits Divestment-Zusagen, und zwar vom Lehrerverband McGill Association of University Teachers und der Stadt Palmerston North.

Was die Gesamtzahl der Divestment-Verpflichtungen betrifft, so markieren die ersten Monate dieses Jahres den größten Sprung seit dem Pariser Klimaschutzabkommen im Dezember 2015.

Wenn es so weitergeht, ist alles möglich … Wer weiß, vielleicht divestieren wir 2018 mehr Geld von der Kohle-, Öl- und Gasindustrie als in allen früheren Jahren zusammengenommen. Doch damit diese Welle weiterrollt, müssen wir unsere Macht von unten nach oben nutzen: Organisation auf lokaler Ebene ist der Schlüssel. Egal wo du lebst: Schließ dich einer Divestment-Kampagne an deinem Wohnort an und hilf mit, deine Stadt, Gemeinde, Uni, Bank, Kirche oder sonstige Einrichtung zum Ausstieg aus den fossilen Brennstoffen zu bewegen.

Die weltweite Liste aller Divestment-Verpflichtungen findest du hier. Der Nächste bitte!

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