Überblick

Warum Katholiken deinvestieren sollten

Überblick Warum Katholiken deinvestieren sollten Schritt 1 Das Ziel festlegen und ein Team aufbauen Schritt 2Eine Petition erstellen und eure Kampagne planen Schritt 3 Aktiv werden Dynamik aufbauen Schritt 4 An die Verantwortlichen herantreten
Schritt 5Das Gespräch nicht abreißen lassen Schritt 6Erfolge publik machen Argumente für Divestment Das Anliegen begründen Kontak Hier findet ihr Unterstützung

Investitionen sollen sich unseren Werten orientieren

Der Aufruf, sich um Menschen am Rande der Gesellschaft zu kümmern, ist grundlegend für unsere Lebenspraxis in der Nachfolge Christi.

In seiner im Juni 2015 veröffentlichten Enzyklika Laudato Si’: Über die Sorge für das gemeinsame Haus erklärt Papst Franziskus sehr genau, wie Umweltzerstörung und das Streben nach Gerechtigkeit miteinander zusammenhängen. In Laudato Si’ wird deutlich, dass die Schöpfung als zentraler Bestandteil für das Ausleben des christlichen Glaubens ein wichtiges Anliegen ist.

Seine Heiligkeit äußert in Laudato Si’ sehr explizit, dass die Verbrennung fossiler Brennstoffe wesentlich zur Erderwärmung beiträgt und es daher unsere Verantwortung ist, so bald wie möglich zu erneuerbaren Energiequellen überzugehen. „Wir wissen, dass die Technologie, die auf den sehr umweltschädlichen fossilen Brennstoffen – vor allem von Kohle, aber auch von Erdöl und, in geringerem Maße, Gas – basiert, fortschreitend und unverzüglich ersetzt werden muss.” [165] Laudato Si’, Papst Franziskus

Mit der Veröffentlichung der Umweltenzyklika wurde jeder Mensch auf diesem Planeten eindringlich dazu aufgefordert, über Wege des eigenen Engagements in der Welt nachzudenken, die durch die Gefahr wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Krisen verändert wird. Viele gläubige Katholik*innen verhalten sich nun vorbildlich, indem sie ihren Konsum reduzieren und einen nachhaltigen Lebensstil annehmen, der Technologien erneuerbarer Energieträger einschließt. Doch wer nicht genau darauf achtet, wie Geld investiert wird, riskiert mit hoher Wahrscheinlichkeit, dass er unwissentlich genau die Praktiken unterstützt, die unseren Planeten zerstören.

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Divestment verstehen

Divestment und der damit einhergehende Ablauf bzw. das damit verbundene öffentliche Engagement sind eine Möglichkeit, den gesellschaftlichen Moralkodex neu zu definieren. So betrachtet ist Divestment nicht nur für religiöse Institutionen ein Mittel, um die eigene Integrität zu wahren oder auf hartnäckigen Widerstand zu reagieren. Es geht darum, der betreffenden Industrie die Legitimierung abzusprechen und sie zu „denormalisieren”, indem eine moralische Wende in der Gesellschaft eingeleitet wird. Dies wiederum ermutigt oder zwingt Führungspersönlichkeiten aus der Politik dazu, über Themen zu sprechen, denen sie zuvor aus dem Weg gegangen sind.

Eine einfache Tatsache genügt, um zu begreifen, warum Divestment notwendig ist: Die Emissionen, die allein schon von den aktuell in Betrieb befindlichen Kohle-, Öl- und Gasprojekten ausgehen, sind so gewaltig, dass die von fast allen Regierungen in den Klimaverhandlungen vereinbarte 2-Grad-Grenze für die Erderwärmung massiv überschritten würde, von dem im Pariser Abkommen genannten 1,5-Grad-Ziel ganz zu schweigen.

Eine 2016 von Oil Change International veröffentlichte Studie offenbarte, was nötig wäre, um die im Pariser Klimaschutzabkommen genannten Ziele zu erreichen: keine neuen Projekte mit fossilen Brennstoffen und die kontrollierte Abwicklung der Kohle-, Öl- und Gasindustrie.

Obwohl sie ganz genau wissen, welchen Schaden sie damit anrichten, suchen die Kohle-, Öl- und Gaskonzerne noch immer nach weiteren fossilen Brennstoffvorkommen. Jede Erkundungsbohrung, jede neue Genehmigung zur Erschließung weiterer Gasfelder oder Minen ist verantwortungslos und bringt uns alle in Gefahr.

Die Zahlen zeigen, dass das Geschäftsmodell der Kohle-, Öl- und Gasindustrie eine Kriegserklärung an das Leben auf der Erde darstellt. Die einzig richtige Antwort darauf ist die Aufkündigung unserer Zustimmung, indem wir diesen Unternehmen, die die Zukunft unseres Planeten aufs Spiel setzen, unser Geld entziehen.

the earth and the poor are crying out for divestment - climate march Vatican

Lehren aus Laudato Si’

Schlüsselzitate von Papst Franziskus zum Umweltschutz

„Laudato Si’: Über die Sorge für das gemeinsame Haus” hat einen definitiven Meilensteincharakter. Laudato Si’ beleuchtet die vielen Dimensionen von Umweltzerstörung in unserer Welt. Doch ganz im Sinne der katholischen Soziallehre ist die Gerechtigkeit das zentrale Anliegen.

Die Erderwärmung ist ein wiederkehrendes Thema in der Enzyklika. „Darum ist es dringend geboten, politische Programme zu entwickeln, um in den kommenden Jahren den Ausstoß von Kohlendioxid und anderen stark verunreinigenden Gasen drastisch zu reduzieren, zum Beispiel indem man den Gebrauch von fossilen Brennstoffen ersetzt und Quellen erneuerbarer Energie entwickelt.” (LS 26)

“„Wir wissen, dass die Technologie, die auf den sehr umweltschädlichen fossilen Brennstoffen – vor allem von Kohle, aber auch von Erdöl und, in geringerem Maße, Gas – basiert, fortschreitend und unverzüglich ersetzt werden muss. […] Politik und Unternehmertum reagieren langsam, weit davon entfernt, den weltweiten Herausforderungen gewachsen zu sein.” (LS 165)

Doch es geht nicht nur um das „langsame Reagieren”, denn Papst Franziskus spielt auf ein absichtliches Manipulieren von Informationen durch die Kohle-, Öl- und Gasindustrie im Hinblick auf eine Einflussnahme bei Klimaverhandlungen an. Die Unterwerfung der Politik unter die Technologie und das Finanzwesen zeigt sich in der Erfolglosigkeit der Weltgipfel über Umweltfragen. Es gibt allzu viele Sonderinteressen, und leicht gelingt es dem wirtschaftlichen Interesse, die Oberhand über das Gemeinwohl zu gewinnen und die Information zu manipulieren, um die eigenen Pläne nicht beeinträchtigt zu sehen.” (LS 54)

Papst Franziskus lobt Bürgergruppen und Nichtregierungsorganisationen, die sich für den Umweltschutz einsetzen. Er befürwortet Verbraucherboykotte, die „auf das Verhalten der Unternehmen ändernd einwirken und sie zwingen, die Umweltbelastung und die Produktionsmuster zu überdenken. Es ist eine Tatsache, dass die Unternehmen, wenn die Gewohnheiten der Gesellschaft ihre Rendite gefährden, sich genötigt sehen, ihre Produktionsweise zu ändern. […] ,Das Kaufen [ist] nicht nur ein wirtschaftlicher Akt, sondern immer auch eine moralische Handlung.’” (LS 206)

Zu der Frage nach alternativen und ethischen Investitionen sind „Die Anstrengungen für eine nachhaltige Nutzung der natürlichen Ressourcen […] kein nutzloser Aufwand, sondern eine Investition, die mittelfristig andere wirtschaftliche Gewinne bieten kann.” (LS 191)

In seiner Enzyklika geht Papst Franziskus nicht explizit auf Fragen ethischer Investitionen ein. Allerdings können aus zahlreichen darin enthaltenen Lehren durchaus gewisse Schlussfolgerungen gezogen werden. Sie bilden eine solide Grundlage für die Forderung, dass sowohl das Divestment aus fossilen Brennstoffen als auch Investitionen in kohlenstoffarme Technologien die ethischsten Alternativen für Investor*innen darstellen.

Katholische Verbände, die bereits Divestment betreiben

Im Juni 2015 fasste die Jesuit University, Georgetown als zweite katholische Universität nach Dayton den Beschluss, ihre Investitionen aus Unternehmen abzuziehen, die in erster Linie Kohleabbau betreiben.[1]

Hier findest du die vollständige Liste aller katholischen Organisationen, die in irgendeiner Weise Divestment aus fossilen Brennstoffen betreiben (letzter Stand: 18. Juni 2016):

Vier religiöse Orden in Australien:

  • Die Passionisten in Australien, Neuseeland, Papua Neuguinea und Vietnam
  • Die Maristenschwestern, Australien
  • Presentation Congregation Queensland
  • Presentation Sisters, Wagga Wagga

 

Auf den Campus unterschiedlicher katholischer Universitäten, u. a. dem Boston College und der Fordham University, organisieren Student*innen Divestment-Kampagnen. Wissenschaftler*innen an verschiedenen katholischen Einrichtungen haben ein aktives Interesse bekundet.

Arabella Advisors haben eine tolle Ressource mit dem Namen Assets in Action geschaffen mit ausführlichen Fallstudien katholischer Organisationen, die sich für Divestment aus fossilen Brennstoffen entschieden haben. Dies sind die Franciscan Sisters of Mary und die Dayton University.

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