Juli 20, 2016

Keine Kohle für Fossile: Neue Anlagerichtlinien für öffentliches Geld in Stuttgart

Stuttgart — Die Stadt Stuttgart will wegen der Bedrohung durch den Klimawandel ihre Gelder aus fossilen Brennstoffunternehmen abziehen. Der Verwaltungsausschuss stimmte heute in einer öffentlichen Sitzung mit zwei Gegenstimmen und einer Enthaltung für neue Anlagekriterien, die die Geldanlagen der Stadt insbesondere in den Bereichen Umwelt, Soziales und Unternehmensführung nachhaltig gestalten sollen. Damit werden etwa 75 Stoxx-Europe Unternehmen von der städtischen Vermögensanlage ausgeschlossen, darunter die EnBW, EON, RWE, BASF, Bayer und weitere Konzerne, mit Geschäftsfeldern in Kohle, Öl, unkonventionellem Gas und Fracking (1).

„Wir freuen uns sehr, dass die Stuttgarter Verwaltung erkannt hat, dass fossile Brennstoffe nicht zukunftsfähig sind und es unethisch ist öffentliche Gelder in Konzerne fließen zu lassen, die maßgeblich den Klimawandel vorantreiben“, kommentiert Carolin Jaschek von Fossil Free Stuttgart den Beschluss.

Fossil Free Stuttgart hat die Stadt seit Juli 2015 gedrängt, öffentliche Gelder aus Kohle, Öl und Gas abzuziehen. In Gesprächen mit Politikern, mit kreativen Aktionen und fruchtbarer Zusammenarbeit mit anderen Organisationen und Verbänden wie dem Klima- und Umweltbündnis Stuttgart und dem BUND Kreisverband Stuttgart hat die Initiative ihr Anliegen kontinuierlich verfolgt und nun einen beachtlichen Erfolg erzielt.

„Geld stinkt eben manchmal doch. Deswegen muss die öffentliche Hand schauen, wo Steuergelder gut angelegt sind“, begründet Anna Deparnay-Grunenberg von den Grünen die Entscheidung während der Sitzung.

Die neuen Anlagekriterien der baden-württembergischen Landeshauptstadt und der Stuttgarter Versorgungs- und Verkehrsgesellschaft mbH sollen ab dem 1. September 2016 beim Erwerb neuer Papiere gelten. Im Portfolio enthaltene Papiere, die die Nachhaltigkeitskriterien nicht erfüllen, sollen verkauft werden. Als Vorbild dienten Stuttgart die Anlagekriterien der Stadt Münster, die als erste Stadt Deutschlands, gefolgt von Berlin, Kohle, Öl und Gas aus dem städtischen Portfolio verbannte.

Ein Großteil der weltweiten Kohle-, Öl- und Gasreserven darf nicht verbrannt werden, um den globalen Temperaturanstieg unter der 2℃-Marke zu halten. Aus diesem Grund und wegen der massiven Wertverluste, die diesen Unternehmen als Konsequenz drohen, kappen immer mehr Investoren ihre finanziellen Verbindungen zu der Industrie.

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Anmerkungen für die Redaktion

  1. Die Beschlussvorlage wurde mit dem Ausschlusskriterium unkonventionelles Gas und Fracking ergänzt. Siehe Protokoll.

 

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Fossil Free Stuttgart

Carolin Jaschek

0176 / 226 423 27

fossilfreestuttgart@risrup.net

www.fossilfreestuttgart.wordpress.com

 

Bildmaterial

https://fossilfreestuttgart.wordpress.com/2016/06/04/behaltet-eure-dreckige-kohle/

https://fossilfreestuttgart.wordpress.com/2016/05/29/das-war-der-uebermorgen-markt/

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