Dies ist eine europäische Version eines Original-Blogbeitrags, der auf der US-amerikanischen Fossil Free Website gepostet wurde. Er enthält Links zu einem neuen Leitfaden von Fossil Free USA für Divestment-Kampagnen an Unis. Den äußerst hilfreichen, deutschsprachigen Divestment-Leitfaden findest du hier. 

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2016 beobachten und erleben wir in Europa und auf der ganzen Welt eine starke, wachsende Divestment-Bewegung, welche den Abzug von Geldanlagen aus dem Öl-, Gas- und Kohlesektor fordert. Divestment bewegte Menschen kommen rund um den Erdball zusammen. Und in diesem Sommer haben wir uns als europäische Bewegung in Brüssel getroffen, um Erkenntnisse auszutauschen und gemeinsam Strategien zu erarbeiten.

Vor drei Jahren, als die Bewegung in Europa durch reichlich Inspiration von der Bewegung in den USA immer mehr an Fahrt gewann, erlebten Studierende erstmals Ablehnung vonseiten der Hochschulverwaltungen. Sie weigerten sich Schlicht ihre Investitionen in klimaschädliche Unternehmen zu beenden.

In Großbritannien zeigte sich schnell, dass die Forschungsförderung durch Kohle-, Öl- und Gasunternehmen für die Universitäten sowie ihre Drittmittelgelder Einfluss auf die Haltung der Institutionen zum Divestment hatten. Sogar im Bereich der Klimaforschung führende Hochschulen wie die Universität von East Anglia beharrten auf ihrer Position. Die Universitäten von Oxford und Cambridge lehnten es entschieden ab, offenzulegen, wo sie ihre insgesamt 8 Milliarden Pfund Stiftungsgelder investieren.  In Schweden teilte man den Studierenden der Universität von Stockholm mit, die Hochschule sei nicht interessiert. In Deutschland blockte die Rektorin der Universität Münster sämtliche Bemühungen ab, über die Finanzen der Universität auch nur zu sprechen. In den USA erteilten Entscheidungsträger*innen von Middlebury bis Harvard den Forderungen von Studierenden nach dem Abzug von Geldern aus fossilen Brennstoffen eine deutliche Absage.

Mittlerweile hat die Universität Stockholm ihr Geld aus Kohle, Öl und Gas abgezogen und Fossil Free Münster organisiert eine Urabstimmung, um zu zeigen, dass die Studierenden mehrheitlich die Forderung nach Divestment unterstützen und sich die Zeiten ändern. Vor ein paar Jahren war die heutige Realität nur ein ferner Traum. Die Ausweitung der Bewegung, zahlreiche Divestment-Erfolge und einer Bewegung, deren Einfluss auf der ganzen Welt zu spüren ist, sind heute ein Fakt.

Jetzt werden Studierende aktiv und wehren sich gegen die Unfähigkeit ihrer Hochschulen, Schritte einzuleiten und zu deinvestieren. Und so wird der Traum der Studierenden Wirklichkeit, da sie sich nicht mit der ablehnenden Haltung abfinden und Risiken auf sich nehmen, die notwendig sind, um die Welt zu verändern.

CU Boulder Escalation - April 14th, 2015

Der wachsende Widerstand vonseiten der Studierenden, Dozent*innen und Verwaltungen gegen die Vereinnahmung unserer Institutionen durch die Kohle-, Öl- und Gasindustrie, unbeirrte mutige Aktionen, die in Dutzende von Festnahmen in den USA gipfelten, Solidaritätsbekundungen von US-Präsidentschaftskandidat Bernie Sanders und vom Schirmherren der Universität Glasgow Edward Snowden, sowie Dutzende Divestment-Erfolge haben deutlich gemacht: Divestment aus Kohle, Öl und Gas ist jetzt politisch realistisch.

Keine Kompromisse [beim Stellenwert einer gerechten, sicheren Zukunft] ist die neue NormEs gibt millionenfache Divestment-Erfolge [Millionen Dollar und Millionen Stimmen, die singen, Sprechchöre anstimmen und fest entschlossen sind, sich in der Geschichte auf die richtige Seite zu stellen].

Es darf keine Verbindungen zwischen der Kohle-, Öl- und Gasindustrie und unseren Bildungseinrichtungen mehr geben, weder durch Investitionen noch in Form von Drittmittelvergabe. Seit einem halben Jahrhundert inszenieren und finanzieren Kohle-, Öl- und Gasunternehmen eine Scheindebatte über den Klimawandel. Exxon wusste schon vor über einer Generation, dass das Verbrennen fossiler Brennstoffe zur Klimakrise führen würde (#ExxonKnew). Und sehr wahrscheinlich wussten RWE, Shell, Total, BP und Vattenfall dies ebenfalls. Aber statt die Welt zu warnen, betrieben sie „business as usual” und verhinderten Investitionen in gerechte Lösungen.

Angesichts von über 500 Institutionen, die sich in der Geschichte auf die richtige Seite stellen wollen, und den von ihnen verwalteten Vermögenswerten von über 3,4 Billionen Dollar ist klar: Wir gewinnen nicht nur die Schlachten, die wir auf lokaler Ebene ausfechten – wir sind dabei, den Kampf insgesamt zu gewinnen.

Die Divestment-Bewegung definiert „business as usual” neu.  

Zum Start in ein weiteres Jahr der Divestment-Aktionen an Universitäten stellen wir dir hier fünf Möglichkeiten vor, wie du mitmachen und deine Kampagne auf das nächste Level bringen kannst, mit Link zu einem tollen Leitfaden von Fossil Free USA. Den deutschsprachigen Leitfaden findest du hier

1. Organisieren: Über Ausschüsse, Versammlungen und Vorschläge hinaus.  Macht euch an die Basisarbeit. Es ist absolut wichtig, eine Kernmannschaft zu bilden – und es macht Spaß! Dasselbe gilt für das Organisieren eurer Leute.

2. Mit den Menschen reden. Erzählt eure Geschichte, erzählt die Geschichte der Bewegung und die eurer Kampagne.

3. Siege für euch beanspruchen. Glaubt daran, dass ihr gewinnen könnt. Scheut euch nicht, das Wachsen eurer Kampagne, die zunehmende Unterstützung und dieTeilerfolge, die wir auf dem Weg zu unserem Ziel erreichen, zu feiern. Wir bauen eine Bewegung auf, mit der die Kohle-, Öl- und Gasindustrie stigmatisiert werden soll. Vollständiges Divestment ist dabei ein Indiz dafür, aber nicht das einzige ( z.B. bedeuten 200 Menschen, die sich zu gewaltfreien Aktionen für Divestment aus Kohle, Öl und Gas verpflichten, dass 200 Menschen mehr bereit sind, öffentlich ihre Abneigung gegen den Einfluss der Kohle-, Öl- und Gasindustrie zu zeigen).

4. Nicht nachgeben. Wir haben noch einen langen Weg vor uns. Divestment ist eine Möglichkeit, wie Studierende an ihrer Hochschule eine einflussreiche Bewegung aufbauen können. Wir dürfen aber nicht vergessen, dass wir auch Teil einer größeren Bewegung für Klimagerechtigkeit sind.  Die Kampagne der Studierenden an der University of Massachusetts, USA erhielt eine Absage. Sie haben über ein Jahr damit verbracht, ihre Kampagne auszuweiten. Und nun seht euch an, was sie alles erreicht haben:

5. Unser Engagement darf nicht bei unseren Hochschulverwaltungen Halt machen. Wir müssen überall gegen die Kohle-, Öl- und Gasindustrie vorgehen – ob beim Kohletagebau in Deutschland oder bei Kohlekraftwerken in Großbritannien, der Gasförderung in den Niederlanden, Erdgaspipelines durch die Ostsee und Osteuropa, Ölbohrungen vor der Küste Norwegens und der übrigen Arktis …. Es ist an uns, dafür zu sorgen, dass Kohle, Öl und Gas im Boden bleiben (#keepitintheground) und in Richtung Klimagerechtigkeit voranzugehen.

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