Seit mehr als einer Woche ist die University of Edinburgh besetzt. Nachdem die Universität sich entschieden hat, ihre Investitionen in die Kohle-, Öl- und Gasindustrie nicht zurückzuziehen, haben Aktivist*innen ein zentrales Managementgebäude besetzt.

Darunter sind auch Lili aus Frankfurt, Studentin der Soziologie und Politikwissenschaften, und Lina aus Bamberg, Studentin der Geschichte und Politikwissenschaften. Sie sind in Edinburgh, weil sie gerne in einem internationalen Umfeld studieren wollten. Sie freuen sich über alle Unterstützungs-Emails, „Likes“ auf ihrer Facebook-Seite und Social Media Posts, die ihre Nachricht verbreiten! 

Wir haben Lili, eine der Besetzer*innen, interviewt und über ihre Erfahrungen gesprochen.

 

10501896_10205214480700347_2447659170629123760_nWie ist die aktuelle Lage bei euch?

Lili: Die Stimmung hier ist generell super, aber es wäre noch besser, wenn die Uni uns freien Zugang zum Gebäude gewähren würde. Momentan sind wir um die zwanzig Besetzer*innen aber wir haben fantastische Unterstützung von Aktivist*innen außerhalb der Besetzung. Jeden Tag gibt es mehrere Kundgebungen und Demos, zu denen regelmäßig um die 100 Leute erscheinen. Nachts haben wir ‘Divestivals’, und Trommelgruppen schauen auch öfters vorbei. Wir sind jedes Mal absolut überwältigt von der Anzahl von Menschen die uns ihrer Solidarität zeigen. Ohne die Unterstützung von unseren Besucher*innen wäre die Besetzung nie so erfolgreich geworden!

Warum habt ihr euch entschlossen, die Universität zu besetzen?11256871_10205214480820350_3835661026571384735_n

Lili: Wir dachten eigentlich nicht, dass es soweit kommen würde. Die Kampagne, die Uni dazu zu bringen ihre Investitionen in Öl, Kohle, Gas und Waffen zurückzunehmen, läuft schon seit drei Jahren und hat überwältigende Unterstützung von Studierenden, Personal und Alumni bekommen. Letzten Dienstag dann hat die Uni die Entscheidung getroffen, all diese Stimmen zu ignorieren, und wir sahen keine andere Möglichkeit mehr, als in Besetzung zu gehen, um unserer Stimme Verhör zu verschaffen.

Was hat dich dazu bewegt, der Fossil Free Kampagne beizutreten und schließlich in Besetzung zu gehen?

Lili: Für mich ist der Kampf gegen die Kohle-,  Öl- und Gasindustrie ein Kampf für soziale Gerechtigkeit. Die Beweise für die katastrophalen Auswirkungen des Klimawandels sind offensichtlich, aber dennoch fällt es uns hier in Europa leicht, die direkten Konsequenzen zu ignorieren. Schon jetzt verlieren Menschen weltweit ihr Zuhause, ihren Besitz und sogar ihr Leben als Konsequenz des Klimawandels. Unsere Besetzung hat das konkrete Ziel, die Uni zu stoppen, Geld in die Tarsands (Teersande) zu stecken. Dies ist mir besonders wichtig, da die Ölindustrie in Nordkanada den marginalisiertesten Bevölkerungsgruppen, vor allem Indigenous Peoples (indigene Gemeinschaften), daran hindert, ein menschenwürdiges Leben zu führen.

Glaubst du immer noch, dass ihr durch die Besetzung etwas erreichen könnt?

11051998_10205214480860351_4980380831977267307_nLili: Ich glaube weiterhin, dass es bei dieser Kampagne nicht nur um die Investitionen, sondern um den symbolischen Wert der Handlungen geht. Die Universität in ihrer Funktion als Bildungseinrichtung sollte ein starkes Zeichen für nachhaltiges und verantwortliches Handeln setzen. Gestern hat uns der Vorsitzende von WWF Schottland besucht und betont, dass unsere Besetzung erfolgreich ist, selbst wenn die Uni unseren Forderungen, ihre Kohle und Tarsands-Investition zurückzuziehen, nicht direkt nachkommt. Wir bekommen hunderte von E-mails und Tweets jeden Tag, und dies und die Artikel in Zeitungen wie dem Guardian, BBC und Scotsman zeigen uns dass unsere Besetzung Menschen dazu auffordert, über die verherenden Auswirkungen des Geschäftsmodells der fossilen Industrie nachzudenken.
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