Von  Rubinea Korte und Tine Langkamp

Der Anfang der Uni-Divestment-Kampagne in Münster

Unsere Arbeit als Fossil Free Münster begann offiziell im Juni 2013. Der Grund aktiv zu werden, ist schnell zu erklären: Die globale Erderwärmung lässt nicht nach. Trotz aller Klimaschutzbemühungen steigt der CO2-Gehalt in der Atmosphäre jedes Jahr. Unsere Kirchen, Städte, Banken, Unis und andere Institutionen heizen den Klimawandel mit Finanzanlagen in Kohle-, Öl- und Gasunternehmen an. Wie sich herausstellen sollte gehören auch die Stadt und die Universität in Münster zu Investoren in den fossilen Sektor. Doch wenn es falsch ist das Klima zu zerstören, ist es auch falsch, von dieser Zerstörung zu profitieren. Wir fordern gemeinsam mit Gruppen überall auf der Welt: „Kein Geld mehr für Kohle, Öl und Gas! Divest from fossil fuels.“

Inspiriert von der Kraft, Hoffnung und Kreativität der neuen, globalen Divestment-Bewegung startete eine kleine Gruppe von Menschen Fossil Free Münster. Los ging es mit einer Filmvorführung organisiert mit Hilfe der studentischen Initiative „Wirtschaft und Umwelt“. Der Film „Do The Math“ zeigt auf eindrückliche und inspirierende Weise die Hintergründe zum Start der Fossil Free Kampagne in den USA im Herbst 2012. Nach dem Filmabend mit etwa 50 Leuten und einer angeregten Diskussion stand fest: die Fossil Free Kampagne startet auch in Münster.

Das „Nein“ der Uni Münster zu Divestment

Etwa ein Jahr und viele Treffen später wussten wir, die Universität Münster hat (noch) kein Interesse an Divestment. Sie ist zwar im Besitz von etwa 20 Millionen Euro Finanzanlagen, möchte sich aber nicht verpflichten, diese frei von fossilen Brennstoffen anzulegen.

Unsere Briefe und Emails an das Rektorat und die Finanzverwaltung, die offizielle Unterstützung für unser Anliegen durch das Dezernat 4, eine eigene Projektstelle beim AStA mit öffentlichen Veranstaltungen zum Thema hatten keine Gesprächsbasis mit dem Rektorat herstellen können.

Im Mai 2014 schickten wir eine vorerst letzte Email an das komplette Rektorat samt Mitarbeiter*innen mit der Bitte um Rückmeldung, falls doch Kooperationsinteresse bestünde. Es kam nie eine Antwort. Die Uni hatte sich somit als Ziel von konfrontativeren Aktionen qualifiziert.

Aktion beim Sommerfest der Rektorin

Am 04. Juni 2014 organisierten wir also eine Aktion beim Sommerfest der Rektorin im wunderschönen Schlossgarten. Der Plan: Aufmerksamkeit für das Thema schaffen mit Kohle-Häppchen und Öl-Cocktails, Flyern, Bannern und natürlich unserer Anwesenheit.

Wir waren alle dem Anlass entsprechend schick in schwarz und weiß unterwegs. Es gab drei Aktionsteams: Die Kellner*innen, die Bühnenaktivistin und die Bannertruppe. Während die anderen beiden Teams aktiv waren liefen die Kellner*innen fleißig durch die Reihen der Anwesenden und verteilten auf höchst edle Art, liebevoll zubereitete Öl-Cocktails und Kohle-Häppchen auf Tabletts. Und natürlich Flyer mit den Infos zur Kampagne.

Die Bühnenaktivistin machte sich startklar. Mitten in der Eröffnungsrede der Rektorin Frau Nelles stellte sie sich ausgerüstet mit einem „Divest from fossil fuels“-Banner neben Frau Nelles auf die Bühne. Prompt wurde ihr von der Rektorin ein Mikro in die Hand gedrückt – besser hätte es nicht laufen können! So konnte sie darlegen, weshalb die Uni ihr Geld aus fossilen Anlagen abziehen sollte und was die Divestmentbewegung ist.

Zur selben Zeit hisste die Bannertruppe, nicht ganz komplikationslos aber erfolgreich, mittels eines geschickt ausgeklügelten Systems ein ca. 2×4 Meter großes Banner („Kein Geld für Kohle, Öl und Gas – Go Fossil Free Münster“) über eines der feschen Zelte, welches sich als Werbefläche geradezu anbot.

Die Rektorin Frau Nelles war mit der Situation sichtlich überfordert. Obwohl sie der Bühnenaktivistin das Mikro übergeben hatte, unterbrach Frau Nelles sie mit Kommentaren, die offensichtlich darauf ausgelegt waren, die Aktivistin ins Lächerliche zu ziehen. Ausserdem erklärte Frau Nelles als Reaktion auf unsere Intervention vor versammelter Mannschaft, dass sie durchaus von uns, also „Fossil Green“ (äh?) erfahren habe und auch darüber informiert sei, dass wir Kontakt zur Uni aufgenommen hätten. Unsere Emails würden schließlich umgeleitet und landeten jetzt im Spamordner. Diejenigen aus dem Publikum, denen nicht der Mund offen stand, reagierten mit Buh-Rufen.

Irgendwann war alles gesagt, wir überließen Frau Nelles ihrem Sommerfest und beendeten die Intervention mit drei lauten „Kein Geld für Kohle, Öl und Gas“-Ausrufen. Danach sind noch diverse Menschen auf uns zugekommen, um uns zu sagen, wie toll sie die Aktion fanden oder nochmal nachzufragen, was wir genau machen.

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Alles in allem eine gelungene Aktion! Zwar blieb die Rektorin bei ihrem „Nein“ zu Divestment – Dem Journalisten Felix Rohrbeck (ein Redakteur der ZEIT, der uns begleitet hat) soll sie nach der Intervention aufgebracht gesagt haben, dass sie deinvestieren könne, aber nicht wolle, weil sie sich von uns „Kindern“ nicht sagen lasse, was sie zu tun habe. (!) Aber die Intervention beim Sommerfest hat für mehr Bekanntheit unserer Gruppe gesorgt, die Gruppe in sich gestärkt, der Rektorin gezeigt, dass wir uns so leicht nicht abschütteln lassen und nicht zuletzt die Motivation für weitere Aktionen gestärkt!

Und nun?

Seit dem Sommerfest waren wir gemeinsam mit der internationalen Divestment-Bewegung weiter aktiv, um Aufmerksamkeit für das Thema zu schaffen und die Stadt und die Uni auf ihrem Entscheidungsprozess zu „begleiten“. Wir organisierten eine Demo zur People’s Climate Mobilisation (September 2014). Und am Global Divestment Day (Februar 2015) veranstalteten wir einen Flashmob in der Stadt plus Infostand, Dosenwerfen auf Fossile, Hüpfball-Wetthüpfen für Erneuerbare, Carbon-Bubble-Volleyball und Straßentheater.

In der Stadt-Kampagne konnten wir den ersten Divestment-Erfolg Deutschlands feiern. Die Stadt wird bis April 2016 keine Investitionen mehr in den klimaschädlichen fossilen Sektor stecken. Endlich gibt es ein Vorbild für weitere Städte in Deutschland das Richtige zu tun.

Doch die Uni sperrt sich weiter. Wir haben erneut, um Gespräche gebeten, doch das sture Rektorat blockt ab. Wir sind uns selbst nicht sicher wovor sie genau Angst haben. Es ist also wiedermal an der Zeit aktiv zu werden, in die Konfrontation zu gehen, die Uni  bloß zu stellen in ihrer uneinsichtigen und höchst unvernünftigen Haltung. Schließlich sprechen sowohl Finanzargumente als auch die immer bedrohlicheren Folgen des Klimawandels klar für ein Divestment.

Ihr werdet also weiter von uns hören. Wir geben nicht auf, denn es geht um unsere Zukunft und um die nachfolgender Generationen.

Eure Fossil Free Gruppe Münster.

 

PS: Ihr wollt mehr erfahren? Mitplanen? Dann kommt zu unserem Plenum!
Klimaschutz und Kreativität gehen bei uns Hand in Hand – Spaß haben und Großes bewegen!

iKontakt: fossilfreemuenster(AT)lists.riseup.net

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